Quelle: HBS
Böckler ImpulsKonjunktur: Binnenwirtschaft trägt den Aufschwung
Die Konjunktur trotzt den Risiken durch Trump und Brexit. Höhere Löhne spielen dabei eine wichtige Rolle.
Der Wirtschaft droht zurzeit von vielen Seiten Ungemach: Die USA betreiben eine ebenso erratische wie aggressive Handelspolitik, Brüssel und London steuern auf einen harten Brexit zu, der Ölpreis ist wegen der Iran-Sanktionen deutlich gestiegen. Trotzdem steht Deutschland konjunkturell gut da: Das Bruttoinlandsprodukt wird dieses Jahr um 1,9 Prozent zulegen, 2019 um zwei Prozent. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte erstmals die Grenze von 45 Millionen überschreiten, die Arbeitslosenquote bis 2019 auf 4,9 Prozent sinken. Das geht aus der aktuellen Konjunkturprognose des IMK hervor.
Die IMK-Forscher führen die robuste Entwicklung darauf zurück, dass die „Eigendynamik der Konjunktur intakt und ausbalanciert“ ist. Der Konsum sei weiterhin der Motor des gesamtwirtschaftlichen Wachstums – nicht zuletzt dank kräftiger Lohnerhöhungen: Die Tarifverdienste werden 2018 um 2,9 Prozent und 2019 um 2,8 Prozent steigen. Gleichzeitig legen die Ausrüstungsinvestitionen angesichts der hohen Kapazitätsauslastung deutlich zu. Die Bauinvestitionen profitieren von steigenden Einkommen, niedrigen Zinsen und staatlicher Förderung. Die Exporte, die in der Vergangenheit regelmäßig für Ungleichgewichte in der Eurozone verantwortlich waren, werden dagegen nur verhalten wachsen.
Die prominente Rolle der Binnenwirtschaft sticht auch im historischen Vergleich hervor. Laut IMK entwickeln sich Löhne, Beschäftigung und privater Konsum deutlich stärker, der Außenhandel und die Investitionen in Ausrüstungen wesentlich schwächer als in den meisten Boomphasen seit der Wiedervereinigung. Insgesamt sei die aktuelle Entwicklung weniger dynamisch, aber stetiger als frühere Aufschwünge.
Um diese erfreuliche Entwicklung zu stabilisieren und gegen die geopolitischen Risiken abzuschirmen, sollte der Staat nach Ansicht des IMK mehr Geld ausgeben. Besonders zwei Bereiche böten sich dafür an: Zum einen mache der digitale Fortschritt mehr Investitionen in Bildung und Forschung notwendig. Zum anderen sollten zusätzliche staatliche Gelder in den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel fließen. Das wäre nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern könnte auch abgelegene Regionen attraktiver machen und so die Wohnungsnot in Ballungszentren entschärfen, erklären die Ökonomen.