zurück
HBS Böckler Impuls

Politiker: Aufsteiger regieren sozialer

Ausgabe 05/2013

Die soziale Herkunft von Politikern beeinflusst ihre politischen Prioritäten. Eine Studie zeigt, dass Ministerpräsidenten aus einfachen Verhältnissen mehr öffentliche Mittel für soziale Zwecke mobilisieren.

Wie Menschen denken und fühlen, ist von ihren Erfahrungen abhängig – und damit auch von dem Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind. Ob dies messbare Auswirkungen auf die Politik hat, haben Bernd Hayo und Florian Neumeier von der Universität Marburg untersucht. Der Wirtschaftsprofessor und sein Mitarbeiter haben für die Jahre 1992 bis 2008 statistisch ermittelt, wie die Herkunft des Ministerpräsidenten auf die Haushaltspolitik des jeweiligen Bundeslands wirkt. Einbezogen wurden alle Bundesländer außer den Stadtstaaten. Das Ergebnis: Regierungschefs, die aus einer niedrigeren sozialen Schicht stammen, „geben signifikant mehr für öffentliche Sicherheit, Bildung, Forschung und Entwicklung, Soziales, Gesundheit und Infrastruktur aus“.

Weitere untersuchte Ausgabenbereiche waren öffentliche Verwaltung und Kultur. Hier zeigten sich jedoch keine Besonderheiten in Abhängigkeit vom sozialen Status des Ministerpräsidenten. Am stärksten fiel nach den Berechnungen der Einfluss auf die Bildungsausgaben aus. Hier entsprachen die Unterschiede bis zu sieben Prozent des Landeshaushalts.

Die Wissenschaftler haben die Ministerpräsidenten nach den Kategorien Elternhaus und sozialer Status vor Beginn der politischen Karriere in verschiedene Gruppen eingeteilt. Der höchsten gehören etwa Roland Koch und Heide Simonis an, der Mittelklasse Sigmar Gabriel und Jürgen Rüttgers. Kurt Beck und Wolfgang Böhmer zählen zu den sozialen Aufsteigern. Dabei zeigt sich, dass die Unterschiede in den politischen Prioritäten zwischen Ober- und Mittelschicht geringer sind als zwischen der Mittelschicht und der unteren. Besonders Regierungschefs aus einfachen Verhältnissen machen sich für eine Politik stark, „die statusbezogene Unterschiede zwischen Menschen ausgleicht“, so die Forscher.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen