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HBS Böckler Impuls

Finanzmarktkrise: Auch Konjunktur braucht Unterstützung

Ausgabe 16/2008

Bei aller Dramatik auf dem Bankensektor sieht das IMK Chancen, die Finanzkrise und den konjunkturellen Einbruch im Laufe des kommenden Jahres zu bewältigen. Voraussetzung: Regierungen und Zentralbanken handeln koordiniert. Und sie kümmern sich auch um die Konjunktur.

Sie schirmen Kreditrisiken ab, sie garantieren Spareinlagen, sie senken Zinsen - Staaten und Notenbanken sind weltweit im Einsatz, damit die Krise nicht außer Kontrolle gerät. Dazu gibt es keine Alternative, betonen die Wissenschaftler des IMK in einer Analyse vom 8. Oktober. Denn die vermeintliche Selbststeuerung der Banken, Fonds und Börsen löst die Probleme nicht. "Das Zeitalter der weitgehend unregulierten Finanzmärkte ist mit dieser Krise zu Ende", schreiben die Ökonomen in ihrer Untersuchung.

Für die nahe Zukunft hat das IMK zwei Szenarien entwickelt. Im besseren Fall sehen die Forscher Chancen, dass die Weltwirtschaft "im Laufe des kommenden Jahres wieder auf einen etwas kräftigeren Wachstumspfad einschwenkt". Drei Faktoren könnten die Krisenbewältigung beschleunigen:

Konjunkturstimulierung: Finanz- und Konjunkturkrise hängen eng zusammen: Die Kreditkonditionen für Unternehmen verschlechtern sich. Firmen, die deshalb Probleme bekommen, verlieren an Wert. Das trifft wiederum die Kapitaleigner, darunter viele Banken. Um den potenziellen Teufelskreis zu durchbrechen, empfiehlt das IMK, in den USA und in der EU die Konjunktur durch verstärkte staatliche Investitionen zu stimulieren. Der finanzielle Aufwand dürfte zwar für die Staaten zunächst höher sein, doch "im Laufe der Zeit dürfte sich das mehr als ausgleichen", weil die Krise schneller überwunden werde. Die konzertierte Leitzinssenkung sei ein richtiger Schritt gewesen, weitere sollten folgen.

Staatshilfe nur gegen Eigentumsübertragung: Staatliche Hilfe ist nur sinnvoll, so das IMK, wenn die begünstigten Banken als Gegenleistung Eigentum übertragen, etwa in Form  von Aktien. Und das aus zwei Gründen: Einmal, um die Belastungen für die Steuerzahler zu begrenzen. Zum zweiten könne nur so vermieden werden, dass Finanzmarktakteure im Vertrauen auf kostenlose Staatshilfe weiterhin besonders hohe Risiken eingehen.

Supranationales Vorgehen: Nationale Alleingänge können die Verwerfungen sogar verschlimmern, warnt das IMK. Dafür sei Irland ein Beispiel: Zwar verhinderten die staatlichen Garantien Panikreaktionen von Kunden der irischen Banken. "Sie geben jedoch Anreize für rasche Kapitaltransfers in das jeweils vermeintlich sicherere Land und verschärfen die Krise in den anderen Staaten." Erfolg versprechen daher nur zwischen den Staaten koordinierte Aktionen. Die europäischen Beschlüsse vom vergangenen Wochenende gingen in die richtige Richtung, betonen die Forscher. Die Koordinierung müsse aber auch rasch und konsequent umgesetzt werden. Sonst dürften die Kosten am Ende sehr viel höher ausfallen.  

  • Finanzkrise und Konjunkturrisiken hängen zusammen. Ein wichtiges Indiz: Immer mehr Banken haben im Laufe des Jahres 2008 ihre Richtlinien für die Kreditvergabe an Unternehmen verschärft. Zur Grafik

Eckhard Hein, Gustav Horn, Heike Joebges, Till van Treeck, Rudolf Zwiener: Finanzmarktkrise: erste Hilfe und langfristige Prävention (pdf), IMK Policy Brief, Oktober 2008

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