Quelle: HBS
Böckler ImpulsGesundheit: Angst vor Jobverlust fördert Depressionen
Wer um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, leidet eher an psychischen Erkrankungen. Das weist eine schwedische Studie nach.
Die moderne Arbeitswelt schlägt aufs Gemüt: Die Fehltage wegen seelischer Erkrankungen nehmen zu. Depressionen seien mittlerweile einer der Hauptgründe für Arbeitsausfälle und Frühverrentungen, so Victoria Blom, Anne Richter, Lennart Hallsten und Pia Svedberg. Die Forscher vom schwedischen Karolinska-Institut haben untersucht, inwieweit Arbeitsplatz- unsicherheit dazu beiträgt. Ihre These: Da Erwerbstätigkeit nicht nur für das wirtschaftliche Wohlergehen, sondern auch für die persönliche Identität von elementarer Bedeutung ist, dürfte ein drohender Jobverlust erheblichen Stress verursachen und so das Risiko psychischer Störungen erhöhen – insbesondere bei Menschen, die sich in erster Linie über ihre Leistungsfähigkeit definieren.
Für ihre Untersuchung haben die Psychologen Angaben von 4145 Schweden der Jahrgänge 1959 bis 1985 ausgewertet, die 2005 an einer Studie des Karolinska-Instituts teilgenommen haben. Antworten auf die Frage, wie oft die Teilnehmer sich in den vergangenen zwölf Monaten aufgrund von Restrukturierungen oder Personalabbau in ihrem Betrieb um ihren Arbeitsplatz gesorgt haben, wurden zu Burnout- und depressiven Symptomen in Beziehung gesetzt. Dabei ergibt sich ein signifikanter Zusammenhang, der auch dann robust bleibt, wenn Alter, Geschlecht und Bildung statistisch berücksichtigt werden. Der Effekt ist umso größer, je stärker das Selbstwertgefühl der Befragten von den erbrachten Leistungen abhängt. Den Wissenschaftlern zufolge zeigt dieser Befund, wie wichtig es für die seelische Gesundheit von Beschäftigten ist, Jobunsicherheit zu reduzieren. Sie empfehlen, betriebliche Umstrukturierungen durch klare und transparente Kommunikation zu begleiten und Arbeitnehmer in Entscheidungen einzubinden.
Victoria Blom u.a.: The associations between job insecurity, depressive symptoms and burnout: The role of performance-based self-esteem, in: Economic and Industrial Democracy, Oktober 2015