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Ältere brauchen bessere Förderung Böckler Impuls

Arbeitslosigkeit: Ältere brauchen bessere Förderung

Ausgabe 14/2020

Die Zahl der älteren Arbeitslosen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Daher muss die Arbeitsförderung für Ältere quantitativ und qualitativ ausgebaut werden.

Die Erhöhung des Renteneintrittsalters hat den Arbeitsmarkt verändert: Die Zahl der älteren Beschäftigten ist in den vergangenen Jahren gestiegen – die Zahl der älteren Arbeitslosen aber auch. Dass die Arbeitsmarktpolitik diesem Trend stärker Rechnung tragen sollte, zeigt der neue Altersübergangsreport des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ), den die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Dem Report zufolge, für den die IAQ-Forscher Arthur Kaboth und Martin Brussig Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet haben, sind mehr Fördermaßnahmen für Arbeitsuchende jenseits der 55 nötig. Gleichzeitig seien die Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Vorbehalte gegenüber älteren Bewerbern abzubauen.

Wie sich die Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt auswirken wird, sei zwar noch nicht abzusehen, schreiben Kaboth und Brussig. In den Jahren zuvor habe die Beschäftigung allerdings Rekordniveau erreicht. Insgesamt ist die Zahl der Arbeitslosen zwischen 2010 und 2018 von über 3,2 Millionen auf gut 2,3 Millionen gesunken. Dabei fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 54-Jährigen mit rund 30 Prozent deutlich stärker aus als in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen, wo es nicht einmal 7 Prozent waren. Die Zahl der Jobsuchenden über 60 hat sogar zugenommen, von knapp 100 000 im Jahr 2009 auf über 200 000 im Jahr 2018. 

Parallel zur Arbeitslosigkeit insgesamt ist die Zahl der Förderfälle gesunken, und zwar noch stärker: von 1,5 Millionen im Jahr 2010 auf 800 000 acht Jahre später. Bei den 55- bis 64-Jährigen war das Minus mit 50 Prozent größer als bei den Jüngeren. 

Generell sinke die sogenannte Aktivierungsquote – das Verhältnis von Teilnehmern an Fördermaßnahmen zu Arbeitslosen – mit dem Alter, stellen die Wissenschaftler fest. Bei den Empfängern von Arbeitslosengeld (ALG I) betrug die Quote 2018 insgesamt 33,5 Prozent. In der Gruppe der 25- bis 49-Jährigen waren es knapp 70 Prozent, bei den 60- bis 64-Jährigen etwas mehr als vier Prozent. Empfänger der Grundsicherung wurden zu knapp 21 Prozent gefördert. Auch hier haben Ältere das Nachsehen, allerdings fallen die Unterschiede weniger gravierend aus.

Bei der Art der Maßnahmen fällt der Analyse zufolge auf, dass ältere Empfänger von ALG I anteilig besonders oft Förderung zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit erhalten, also zum Beispiel Zuschüsse an Arbeitgeber, die Vermittlungshemmnisse kompensieren sollen. Über die Jahre hat diese Form der Förderung allerdings an Bedeutung verloren, während der Anteil von Weiterbildung an den Maßnahmen für Ältere sich zwischen 2012 und 2018 von rund acht auf 25 Prozent verdreifacht hat. Bei den älteren Beziehern von ALG II machen Beschäftigung schaffende Maßnahmen mehr als die Hälfte der Förderung aus, Weiterbildung dagegen nur 5 Prozent. Über die Jahre hat sich daran wenig geändert.

Die Eingliederungsquote, also der Anteil der Teilnehmer, die sechs Monate nach Ende einer Maßnahme sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, fällt bei den Älteren nahezu durchgehend geringer aus als bei den Jüngeren. Das dürfte laut Kaboth und Brussig unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass mit steigendem Alter die Mobilität tendenziell abnimmt, während gesundheitliche Einschränkungen sowie Vorbehalte von Arbeitgebern zunehmen.

Als Fazit halten die Forscher fest, dass die Arbeitsförderung mit den Veränderungen bei der Alterserwerbstätigkeit „nicht Schritt gehalten“ hat. Dass die Teilnahmen an Maßnahmen bei den Älteren noch stärker rückläufig war als bei den Jüngeren, sei bedenklich – zumal bei sinkender Arbeitslosigkeit die dann verbliebenen Arbeitslosen eher mehr Förderung brauchen und bei den 60- bis 64-Jährigen ein abschlagsfreier Rentenbeginn zum Teil noch mehrere Jahre entfernt ist. „Die Arbeitsförderung für ältere Arbeitsuchende muss quantitativ und qualitativ ausgebaut werden“, fordern die Autoren. Zudem brauche es mehr persönliche Beratung – von Arbeitslosen und Arbeitgebern. Die Chancen von Älteren, beruflich wieder Fuß zu fassen, hingen nicht nur von den Bemühungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter ab, sondern auch vom Einstellungsverhalten der Unternehmen.

Arthur Kaboth, Martin Brussig: Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen: Wie werden Ältere gefördert? Altersübergangsreport 2/2020, Juli 2020 

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