Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Im Corona-Stress
Die Pandemie hat das Arbeitsleben dramatisch verändert. Wo es aus Sicht der Beschäftigten hakt, zeigt der DGB-Index Gute Arbeit.
Maske, Testen, Videokonferenz. Neue Arbeitsabläufe, neue Technik – und die Angst vor einer Infektion. Corona hat die Arbeitswelt gründlich durcheinandergebracht. Wie die Beschäftigten mit den Veränderungen zurechtkommen, zeigt eine Befragung von gut 6400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im ersten Halbjahr 2021. Die im DGB-Index Gute Arbeit zusammengefassten Antworten ergeben ein differenziertes Bild. Die Maßnahmen der Betriebe zum Infektionsschutz haben das Risiko einer Ansteckung am Arbeitsplatz nach Ansicht einer breiten Mehrheit stark verringert. Die Arbeitsbelastung ist dadurch jedoch häufig gestiegen. Und: Die Pandemie betrifft keineswegs alle Berufsgruppen in gleicher Weise.
So berichten insgesamt 30 Prozent der Beschäftigten von einer großen Arbeitserschwernis durch Corona, in Berufen mit vielen Sozialkontakten und körperlich anstrengenden Berufen liegen die Quoten mit 36 beziehungsweise 37 Prozent merklich höher. Nicht ausreichend vor einer Ansteckung geschützt fühlen sich 57 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher, aber nur ein Zehntel der Marketing-Leute. Letztere können zu 88 Prozent im Homeoffice arbeiten, in Verkaufsberufen hingegen nur 5 Prozent.
Von der Digitalisierung der Kommunikation und Produktion ist ein großer Teil der Beschäftigten betroffen. 46 Prozent müssen sich seit Beginn der Pandemie mit neuer Software und 24 Prozent mit neuen Geräten auseinandersetzen. In den meisten Fällen wird Corona dabei als Anlass für die Einführung neuer Technik gewertet. Ein gutes Viertel klagt über zu wenig Hilfestellung beim Umgang damit.
Für 35 Prozent bedeutet die verstärkte Nutzung digitaler Technik bei der Kommunikation mit Kolleginnen und Vorgesetzten eine Belastungszunahme – bei Jobs, in denen besonders viele persönliche Kontakte durch digitale ersetzt worden sind, liegt der Anteil 8 Prozentpunkte höher. Den Forschern zufolge, die die Befragung ausgewertet haben, „ein Hinweis darauf, dass die intensive Nutzung digitaler Kommunikation eine eigenständige Belastungsquelle darstellt“. Insgesamt haben 59 Prozent der Befragten persönliche Kontakte im Betrieb zumindest teilweise durch digitale ersetzt.
Im Homeoffice arbeiteten im Befragungszeitraum 23 Prozent der Beschäftigten sehr häufig, 59 Prozent nie und die übrigen gelegentlich. Dabei konstatiert ein Drittel der daheim Arbeitenden, die Belastung habe durchs Homeoffice zugenommen, während 15 Prozent darin eine Erleichterung sehen. Besonders häufig unzufrieden sind Beschäftigte im Homeoffice, denen der Platz zum Arbeiten fehlt, die sich nicht angemessen geschult und bei technischen Problemen unterstützt fühlen oder die nebenbei Kinder betreuen müssen.
Die Qualität der Arbeitsbedingungen liegt laut DGB-Index 2021 auf dem Niveau des Vorjahres. Der seit 2012 leicht positive Trend ist damit ungebrochen.
DGB-Index Gute Arbeit, Report 2021, Unter erschwerten Bedingungen – Corona und die Arbeitswelt, November 2021