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In Sachen DB-Kultur unterwegs: Gerhard Ludwig vor dem Verwaltungsgebäude der Deutschen Bahn in Hamburg. Stipendien

Altstipendiat: Der Bahnoptimierer

Ausgabe 09/2016

Altstipendiat Gerhard Ludwig gibt bei der Deutschen Bahn in Hamburg Impulse für eine bessere Unternehmenskultur. Sein Credo: Wer sich als Mitarbeiter wohler fühlt, ändert auch sein Sozialverhalten. Von JOACHIM F. TORNAU

Müsste man spontan einen Beruf nennen, der zu Gerhard Ludwig am wenigsten passt, es wäre wohl Lokführer. Immer nur auf eingefahrenen Schienen unterwegs, während andere die Weichen stellen: Für einen Menschen, der die Veränderung sein Lebensmotto nennt, kann das nicht das Richtige sein. Und doch hat sich der 52-Jährige einst zum Triebfahrzeugführer, wie es offiziell heißt, ausbilden lassen. Nach Hauptschulabschluss und Maschinenschlosserlehre bei der Bundesbahn in Neumünster wurde Ludwig Lokführer. Und merkte schnell: „Das ist mir zu eindimensional. Ich muss mich verändern und neue Wege wagen.“

Mit dieser Entscheidung begann ein Lebensweg, der nicht mehr nur der Geradlinigkeit des Bahngleises folgte. Auch wenn Ludwig heute immer noch – oder wieder – bei der Bahn arbeitet. Sein Job zurzeit: Kulturbeauftragter. Bitte was? „Ich bin Gestalter und Impulsgeber für den Kulturwandel“, erklärt er. Bei der Deutschen Bahn in und um Hamburg hilft er, die neue Unternehmenskultur zu etablieren, die sich der Staatskonzern verordnet hat: Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Mehr Kundenorientierung und damit mehr Qualität bei Service und Produkten, so lautet das Ziel. „Meine Aufgabe“, sagt der quirlige Glatzkopf, „ist es, unsere Mitarbeiter fit zu machen, dass sie eine andere Haltung zu sich und ihren Aufgaben entwickeln.“ Aus dem Lokführer ist ein Netzwerker und Problemlöser geworden.

„Das Studium hat mich frei im Denken gemacht“

Dass Ludwig das gelang, liegt zuallererst an seiner enormen Energie, die selbst eine MS-Erkrankung nicht brechen konnte. Es ist aber auch ein Verdienst der Hans-Böckler-Stiftung, deren Stipendium ihm ein Studium an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) ermöglichte – und ihn damit nachhaltig prägte. „Das Studium hat mich bewegt, Themen aus verschiedenen Blickwinkeln, also interdisziplinär zu betrachten“, sagt Ludwig. „Wenn ich etwas sofort in eine Schublade packe, bin ich nicht mehr frei im Denken.“ Geistige Beweglichkeit ist dem Mann, der für sich selbst das Bindestrich-Wortspiel „ver-rückt“ erfunden hat, das Wichtigste geworden.

Sein Werdegang nach dem Studienabschluss 1995 spiegelt das wider: Erst betrieb er einen Versandhandel für chinesische Medizin, dann kehrte er zur Bahn zurück. Zunächst wurde er Referent für die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, später konzerninterner Unternehmensberater, war dann zuständig für Bildung und Weiterbildung und arbeitete schließlich im Qualitätsmanagement. Alle paar Jahre etwas Neues, das braucht Ludwig.

Mehr Mitarbeiterzufriedenheit nutzt am Ende allen

Mit seiner Umtriebigkeit hat er sich nicht immer nur Freunde im Unternehmen gemacht. Doch: „Es lohnt sich zu kämpfen“, meint er. Und wie ringt er nun um die neue Unternehmenskultur? „Angefangen haben wir mit Dialogforen und erweiterten betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen“, berichtet er. Mit dem Verteilen von Fitness-Gutscheinen beispielsweise oder dem Aufstellen gebührenfreier Massagestühle in der Hamburger Dependance der Bahn. Die Idee: Wer sich wohler fühlt in der eigenen Haut, ändert auch sein Sozialverhalten.

Ludwig und sein Team kümmern sich aber auch um Verbesserungswünsche der Beschäftigten. Mit einem Newsletter geben sie Impulse für einen anderen Führungsstil und weisen auf teamfördernde Veranstaltungen hin. Sie beschaffen vergünstigte Theaterkarten und laden zweimal in der Woche zum gemeinsamen Rudern im Drachenboot mit DB-Logo. Denn mehr Mitarbeiterzufriedenheit, sagt Ludwig, nutze am Ende allen – dem Mitarbeiter, den Kunden, dem Konzern. „Ich möchte erreichen, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitverantwortlich fühlen für das Unternehmen.“

 

 

 

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