Quelle: HBS
Böckler ImpulsAltersübergang: Europäer arbeiten länger
Die Erwerbsbeteiligung Älterer steigt europaweit, besonders stark in Deutschland. Aber es fehlt an alternsgerechten Arbeitsbedingungen.
Ein immer größerer Teil älterer Menschen in der EU ist erwerbstätig. In Deutschland stieg die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen zwischen 2005 und 2016 um rund 23 Prozentpunkte – stärker als in jedem anderen EU-Land. Insgesamt sind hierzulande knapp 70 Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe erwerbstätig. Zu diesem Ergebnis kommen Martin Brussig und Arthur Kaboth vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie.
Die Erwerbstätigkeit von Älteren ist in allen EU-Ländern deutlich gestiegen. Lediglich in Griechenland gab es einen Rückgang. Das Land war 2016 zugleich Schlusslicht in Europa mit einer Alterserwerbsbeteiligung von insgesamt rund 36 Prozent. Auf die höchste Quote kam Schweden mit mehr als 75 Prozent. Große Unterschiede zeigen sich europaweit zwischen Männern und Frauen: Die Alterserwerbsbeteiligung von Männern ist in der Regel höher als die der Frauen. Die stärkeren Zuwächse waren zuletzt allerdings bei den Frauen zu beobachten.
Bei der Gestaltung alternsgerechter Arbeitsbedingungen und der sozialstaatlichen Absicherung älterer Beschäftigter sehen die Studienautoren große Defizite, auch in Deutschland: „Wir wissen aus unserer Forschung, dass sich gleichzeitig die soziale Ungleichheit beim Altersübergang vergrößert hat. Ein guter Teil der älteren Erwerbstätigen hangelt sich über Phasen von prekärer Teilzeitbeschäftigung oder Arbeitslosigkeit in Richtung Rente.“ Davon betroffen sind vor allem Menschen, die in körperlich anspruchsvollen Berufen arbeiten oder unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden. Für Menschen, die zu krank für die Arbeit und zu gesund für die Rente sind, müsse es „passgenaue Lösungen“ geben, fordern die Forscher.
Arthur Kaboth, Martin Brussig: Alterserwerbsbeteiligung in Europa auch in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise im Aufschwung? Altersübergangsreport 01/2018