Quelle: HBS
Böckler ImpulsEinkommen: Urlaubsgeld: Tarif gewinnt
Tarifgebundene Unternehmen zahlen fast doppelt so häufig Urlaubsgeld wie Firmen ohne Tarifvertrag.
In Deutschland erhält die Hälfte aller Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber ein Urlaubsgeld. Das zeigt eine Online-Befragung des Portals lohnspiegel.de, das vom WSI-Tarifarchiv betreut wird. Teilgenommen haben von Januar 2017 bis Februar 2018 mehr als 28 000 Beschäftigte. „Die Chancen auf Zahlung eines Urlaubsgeldes sind dabei sehr unterschiedlich verteilt“, erklärt Thorsten Schulten, der Leiter des WSI-Tarifarchivs. Der mit Abstand wichtigste Faktor sei die Frage, ob im Unternehmen ein Tarifvertrag gilt oder nicht. Tarifbeschäftigte erhalten zu 71 Prozent ein Extra für die Urlaubskasse. Bei den Beschäftigten ohne Tarifvertrag sind es lediglich 38 Prozent.
Durchschnittlich kommen von den Männern 54 Prozent in den Genuss von Urlaubsgeld, unter den Frauen sind es 41 Prozent. Im Westen fällt der Anteil mit 52 Prozent höher aus als im Osten mit 36 Prozent. In Kleinbetrieben mit weniger als 100 Beschäftigten erhalten 38 Prozent eine Sonderzahlung, in größeren Betrieben mit über 500 Beschäftigten 65 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Branchenvergleich, wobei oft ein Zusammenhang zum Grad der Tarifbindung besteht. Am weitesten ist Urlaubsgeld mit 64 Prozent im verarbeitenden Gewerbe verbreitet. In den Bereichen Energieversorgung, Handel sowie Verkehr und Lagerei erhalten etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten eine entsprechende Zahlung. In vielen privaten Dienstleistungsbranchen profitiert hingegen nur eine Minderheit der Beschäftigten.
Die Höhe des tarifvertraglich vereinbarten Urlaubsgeldes fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Die Spanne reicht in der mittleren Vergütungsgruppe in diesem Jahr von 155 bis 2 355 Euro. Das zeigt eine Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Wirtschaftszweige. Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft, im Steinkohlenbergbau und im Hotel- und Gaststättengewerbe. Die höchsten Zahlungen gibt es in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, der Metallindustrie, der Papier verarbeitenden Industrie sowie in der Druckindustrie und im Versicherungsgewerbe.