Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitswelt: Den Wandel partnerschaftlich gestalten
Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Experten machen Vorschläge zur Stärkung der Arbeitnehmerrechte in einer digitalisierten Welt.
Die Arbeitswelt verändert sich dramatisch – durch die Digitalisierung, aber nicht nur dadurch. Was der Wandel für Arbeitnehmer bedeutet und wie sich ihre Rechte ins digitale Zeitalter transformieren lassen, damit hat sich eine von der Hans-Böckler-Stiftung initiierte Kommission befasst.
Unter der Leitung des DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann und der Soziologin Kerstin Jürgens haben Experten aus Wissenschaft, Management, Gewerkschaft, Mitbestimmung und Politik zwei Jahre lang die Treiber der Veränderung untersucht, ihre Auswirkungen analysiert und Empfehlungen formuliert. Die von der Kommission gelieferten Denkanstöße werden nun von der „Forschungsstelle Arbeit der Zukunft“ aufgegriffen und zu konkreten Maßnahmen weiterentwickelt. Die wichtigsten Punkte sind:
- Rechtliche Standards müssen angepasst werden: Das gilt in der globalisierten und digitalisierten Welt für den Betriebsbegriff wie für den Arbeitnehmerbegriff. Auch für Arbeit „jenseits der Anstellung“ müssen Mindeststandards gelten. Zudem soll das Bestellerprinzip eingeführt werden: Wenn ein deutsches Unternehmen Aufträge an Crowdworker vergibt, muss deutsches beziehungsweise EU-Recht gelten.
- Der Strukturwandel darf nicht zum Job-Killer werden. Deshalb soll das Instrument Transfergesellschaft weiterentwickelt werden – zum „internen Startup“ mit Weiterbildungsprogramm.
- Soziale Berufe müssen aufgewertet werden – für sie dürfen nicht ausschließlich die traditionellen Kriterien der Ökonomie gelten. Hier müssen neue Maßstäbe für Produktivität und Erfolg her. Produziert wird schließlich nicht ein Konsumgut, sondern Lebensqualität.
- Das Weiterbildungssystem muss ausgebaut werden und gerade weniger Qualifizierte einbeziehen. Die Arbeitsbedingungen der Weiterbildenden sollen verbessert werden und Hochschulen auch systematisch als Weiterbildungseinrichtungen wirken.
- Es sollte ein Recht auf mobiles Arbeiten geben – ohne dass es zu einer „schleichenden Expansion“ der Arbeitszeit kommt. Zudem sollten alle Beschäftigten die Möglichkeit bekommen, längere Auszeiten zu nehmen.
- Psychische Belastungen durch Erwerbsarbeit müssen eingedämmt werden, einen Ansatz dazu bieten Gefährdungsbeurteilungen. Nötig ist zudem eine branchenspezifische „Risikolandkarte“ für psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz.
- Erfolgreicher Wandel kann nur partnerschaftlich gestaltet werden. Dazu brauchen Unternehmen eine „vitale Mitbestimmung“. Betriebsratswahlen sind zu vereinfachen, Schlupflöcher bei der Unternehmensmitbestimmung zu schließen und das Tarifsystem zu stützen.
Kerstin Jürgens, Reiner Hoffmann, Christina Schildmann: Arbeit transformieren, Denkanstöße der Kommission Arbeit der Zukunft (pdf), Juni 2017