Projektbeschreibung
Kontext
Werkverträge sind in der Arbeitswelt keine neue Erscheinung, jedoch hat sich die Nutzung in der betrieblichen Realität deutlich gewandelt. Dahinter stehen unterschiedliche betriebliche Einsatzlogiken und unternehmerische Strategien. Die Diskussion über Werkverträge in der Arbeitswelt konzentriert sich bisher vor allem auf die damit zusammenhängenden Probleme des Lohndumpings und dramatisieren eine bestimmte Ausprägung. Das Projekt will die Debatte über Werkverträge in der Arbeitswelt substanziell erweitern. Dafür wird die Vielfalt von werkvertraglichen Beziehungen in der Metall- und Elektroindustrie in den Blick genommen. Insbesondere die Abgrenzung von aus mitbestimmungspolitischer Sicht problematischen und unproblematischen Werkverträgen steht im Fokus sowie die veränderte Gestalt von regionalen Produktions- und Beschäftigungsbedingungen, die zu einer Neukonfiguration der industriellen Beziehungen führen (können).
Fragestellung
Neben der Analyse der betrieblichen Realität und Vielfalt von Werkvertragskonstellationen gehen wir davon aus, dass das Instrument der Werkverträge eine bedeutende Rolle bei der (Neu)Konfiguration der Arbeitsbeziehungen spielt, die wir im regionalen Unternehmenskontext beobachten können. Die Darstellung der Formenvielfalt von Werkverträgen bildet den Ausgangspunkt für weitere Fragen von intendierten und nicht intendierten Effekten. Dazu können Abstimmungsprobleme in Werkvertragsbeziehungen und regionale Qualifikationsanforderungen gehören. Das Projekt stellt die Frage nach der Organisation von Werkvertragsunternehmen in regionalen Wertschöpfungsketten und untersucht die Abhängigkeitsstrukturen innerhalb dieser regionalen Verflechtungen sowie deren regionalökonomische stabilisierende oder destabilisierende Funktionen. Weiterhin stehen Fragen nach den Implikationen von Werkverträgen auf die betriebliche Mitbestimmung im Fokus der Untersuchung.
Untersuchungsmethoden
Das Projekt untersucht mit einem qualitativ explorativen Vorgehen verschiedene Konstellationen von Werkverträgen in drei Verwaltungsstellen der IG Metall im Bezirk Mitte und konzentriert sich jeweils auf zwei Betriebe, die als fokale Unternehmen betrachtet werden. Im Rahmen von leitfadengestützten Experteninterviews mit Betriebsräten, Bevollmächtigten in den Verwaltungsstellen sowie Geschäftsführern der Betriebe wird versucht, die Bedeutung der betrieblichen Nutzung von Werkverträgen und die dahinterliegenden Strategien zu erfassen. Weiterhin werden Daten der Betriebe und ihre regionale Einbettung analysiert, um Abstimmungsprobleme und Abhängigkeitsstrukturen zu untersuchen und Erkenntnisse zur Durchdringung von Wertschöpfungskette mit industriellen Dienstleistungen in Form von Werkverträgen zu gewinnen. Die Projektergebnisse werden im Rahmen der Transferstrategie innerhalb der Verwaltungsstellen mit den mitbestimmungspolitischen Akteuren diskutiert.
Darstellung der Ergebnisse
Die problemzentrierte inhaltsanalytische Auswertung hat die unterschiedlichen Implikationen der Vergabe von Werkverträgen offenlegen können. Die Ergebnisse zeigen Folgen, Motive und Probleme der Fremdvergabe auf, die sich unter neun Kategorien subsummieren lassen. Dazu gehören die Vielfalt der Werkvertragskonstruktionen und die Diskussion von problematischen Konstellationen. Weiterhin konnte die Macht und Ohnmacht der Werkvertragsunternehmen offengelegt werden, die häufig fundamental von der Nachfrage der fokalen Unternehmen abhängig sind. Die Arbeitsbedingungen von Werkvertragsbeschäftigten in der betrieblichen Realität weist auf die in vielen Fällen prekären Beschäftigungsverhältnisse hin. Einen Schwerpunkt haben die Betriebsräte in den Fragen der ganzheitlichen Betrachtung von Transaktionskosten gesehen, die unter der Kategorie Werkvertrag als personalpolitisches Flexibilisierungsinstrument verhandelt wurden. Weitere Erkenntnisse liefert das Forschungsprojekt zu einem gewandelten Ausbildungsverhalten durch Werkverträge und der Aushöhlung der Mitbestimmung. Abschließend zeigt die Analyse einen potenziellen Know-how-Verlust durch die Fremdvergabe.