Forschungsprojekt: Betriebliche Eingliederung bei psychischen Störungen

Handlungsbedarf aus Sicht betrieblicher Akteure zur betrieblichen Eingliederung von Mitarbeitern mit psychischen Störungen oder Erkrankungen

Projektziel

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) ist unter den betrieblichen Akteuren derzeit noch mit vielen Ungewissheiten versehen. Während aber z.B. bei Muskel-Skeletterkrankungen die Hemmschwelle, das Thema anzusprechen und Lösungen zu finden, relativ niedrig ist, ist diese Barriere bei psychischen Erkrankungen noch immer hoch.

Projektbeschreibung

Kontext

Mit der Einführung des § 84 Absatz 2 SGB IX im Jahr 2004 hat der Gesetzgeber die Betriebe aufgefordert, Maßnahmen des BEM nach längerer Erkrankung der Mitarbeiter zu ergreifen. Damit soll die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit wiederhergestellt bzw. gesichert werden. Verschiedene Studien zeigen aber, dass die Umsetzung des BEMs - insbesondere in kleineren Betrieben (KMU) - noch ungenügend ist. Zudem wird das Feld "Eingliederung bei psychischen Erkrankungen" als besonders schwierig angesehen. Das innerbetriebliche Procedere ist oft noch nicht abgestimmt und in Vereinbarungen festgelegt. Auch bei vorhandenen betrieblichen Regelungen in diesem Bereich besteht noch viel Unsicherheit, beispielsweise wie mit persönlichen und vertraulichen Angaben, insbesondere zur Krankheit, umgegangen werden soll.

Zudem sind externe Hilfsangebote sowohl für die Personalführung, wie auch für die betrieblichen Experten und Mitarbeitervertretungen häufig nicht transparent oder unbekannt.

Fragestellung

Die Studie beschäftigt sich mit der Frage, welchen Handlungsbedarf betriebliche Akteure bei diesem Thema sehen und welche Unterstützung sie bei der betrieblichen Umsetzung wünschen.

Untersuchungsmethoden

Hierzu wurde im Internetauftritt des "Sozialnetzes Hessen" (von November 2009 bis Januar 2010) eine Online-Befragung durchgeführt. An der Befragung nahmen 130 betriebliche Akteure sowie 25 externe Experten teil. Die Fragebögen der betrieblichen Akteure und der Experten unterschieden sich in einzelnen Bereichen. Anschließend wurden die Ergebnisse im Rahmen eines Workshops einem Expertenkreis präsentiert und diskutiert.

Darstellung der Ergebnisse

- Es zeigt sich, dass BEM als Thema in den Unternehmen angekommen ist, aber ein großes Informations- und Umsetzungsdefizit in KMUs besteht.

- Kritisch wird der Erfolg des BEM eingeschätzt: Es fehlen geeignete Arbeitsplätze sowie die Akzeptanz des BEM bei psychischen Problemen.

- 63 Prozent der befragten Experten sehen hier Verbesserungsbedarf. Möglichkeiten dazu werden in einer verstärkten Hilfe durch externe Einrichtungen (vorrangig die GKV) vermutet.

- Auch nach Ansicht der Experten bleibt der Umsetzungsstand unbefriedigend. Sie sehen BEM zwar "urwüchsig" entstehen, denken aber, dass niederschwellige Unterstützungsangebote fehlen. Unternehmen bräuchten Hilfsangebote in Form "gebrauchsfertiger Muster". Die Angebotsstruktur der Sozialversicherungsträger orientiere sich weniger an den Interessen der Betriebe als an den eigenen organisatorischen Bedingungen. Regionale Wegweiser könnten helfen, die Aufgabenzuschnitte der Institutionen transparenter zu machen. Ein nächster Schritt könnten regionale Fachzentren sein.

- Der betriebsärztlichen Betreuung kommt eine Schlüsselrolle zu. Sie kann helfen, die Umsetzungsprozesse intern zu steuern und mit externen Dienstleistern zu verbinden.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Ingra Freigang-Bauer
Rationalisierungs- u. Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V.
Koordinatorin "Arbeitsgestaltung"
freigang@rkw.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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