Forschungsprojekt: Lokale Arbeitsmarktstrategien im SGB II

Projektziel

Für die Ausgestaltung der Arbeitsmarktpolitik nach dem SGB II ist den lokalen Akteuren bewusst ein großer Gestaltungsspielraum gegeben worden. Damit besteht vor Ort die Möglichkeit, lokale arbeitsmarktpolitische Strategien zu entwickeln. Mit der Auswertung der lokalen Arbeitsmarktprogramme für das SGB II wurde untersucht, ob und wie dieser lokale Gestaltungsspielraum genutzt wird.

Projektbeschreibung

Kontext

Anfang 2005 wurden Arbeitslosen- und Sozialhilfe für erwerbsfähige Hilfebedürftige und ihre Angehörigen zur neuen Grundsicherung für Arbeitsuchende ("Hartz IV") im SGB II zusammengelegt. Damit sollte der Zugang zu arbeitsmarktpolitischen Leistungen insbesondere für die seinerzeitigen Empfänger/innen von Sozialhilfe verbessert werden. Die Leistungsreform gilt als eine der größten Sozialreformen der Nachkriegszeit. Bei der konkreten Ausgestaltung der Arbeitsmarktpolitik nach dem SGB II ist den lokalen Akteuren bewusst ein großer Freiraum eingeräumt worden. Damit soll unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten hinsichtlich des Arbeitsmarktes und der Struktur der Hilfebedürftigen Rechnung getragen werden können. Die lokalen Akteure sollen ihre spezifischen Kenntnisse und Kompetenzen einbringen. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, ob und wie die lokalen Akteure die ihnen eingeräumten Spielräume in der Arbeitsmarktpolitik nutzen.

Fragestellung

Im Rahmen des Projektes wurden insbesondere folgende Fragen bearbeitet:

- Nutzt zumindest die überwiegende Zahl der lokalen Akteure die vorhandenen Spielräume bei der Ausgestaltung von arbeitsmarktpolitischen Strategien überhaupt?

- Wie groß ist die Bandbreite der arbeitsmarktpolitischen Strategien auf lokaler Ebene? Inwieweit wird das Spektrum der arbeitsmarktpolitischen Instrumente in die arbeitsmarktpolitische Strategie einbezogen? Welche arbeitsmarktpolitischen Zielgruppen sollen schwerpunktmäßig aktiviert werden? Gibt es Ansätze von Gender Mainstreaming?

- Welche innovativen Ansätze wurden entwickelt?

Hinsichtlich der arbeitsmarktpolitischen Strategien ist auch deren nähere Ausgestaltung, z.B. in Bezug auf arbeitsmarktpolitische Zielgruppen von Interesse.

Untersuchungsmethoden

Zur Untersuchung der genannten Fragestellungen wurden die lokalen Arbeitsmarktprogramme für das Jahr 2008 von 217 der insgesamt 440 Anfang 2008 existierenden Grundsicherungsstellen nach dem SGB II systematisch ausgewertet. In den jährlichen Arbeitsmarktprogrammen geben die umsetzenden Stellen i.d.R. einen Überblick über Ziele und Konzeptionen und nennen Arbeitsschwerpunkte. Aufbauend auf der systematischen Auswertung erfolgte eine Typisierung anhand der arbeitsmarktpolitischen Strategien. Die Typologie erlaubt es, die Vielfalt der Strategien zu strukturieren und hilft damit, einen Überblick zu gewinnen. Die Identifikation innovativer Ansätze in der Arbeitsmarktpolitik auf lokaler Ebene kann dazu beitragen, dass diese verbreitet werden und ggf. einer Prüfung ihrer Wirkungen unterzogen werden.

Darstellung der Ergebnisse

- Etwa bei einem Drittel der ausgewerteten 217 Arbeitsmarktprogramme ist eine durchgehende Ausrichtung an einer von drei Grundstrategien erkennbar. Ein Teil der Grundsicherungsstellen richtet sich strategisch an den Hilfebedürftigen vor Ort aus, während andere sich strategisch an ihrem Umfeld (z.B. Fachkräftebedarf) oder an übergeordneten Zielsetzungen (insbesondere arbeitsmarktpolitische Ziele des Bundes) orientieren.

- Mit einer Cluster-Analyse ließen sich die Grundsicherungsstellen anhand ihrer Arbeitsmarktstrategien zu vier Typen zusammenfassen: Fokussierte und vor allem pluralistische Grundsicherungsstellen (62%) planen ein beachtliches Spektrum arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen. Hingegen ist bei den zurückhaltenden und den lethargischen Grundsicherungsstellen (38%) nur eine unterdurchschnittliche Vielfalt arbeitsmarktpolitischer Strategien zu erkennen.

- Insgesamt ist eine ausgeprägte arbeitsmarktpolitische Strategie - je nach Maßstab - mindestens bei einem Drittel (Grundstrategie) bzw. höchstens knapp zwei Dritteln der Grundsicherungsstellen (Clusteranalalyse) erkennbar.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Bruno Kaltenborn
Wirtschaftsforschung und Politikberatung

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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