Forschungsprojekt: Stabilisierung der Regionalentwicklung in Ostdeutschland

durch Rückwanderung?

Projektziel

Die demographische und teilweise auch wirtschaftliche Schrumpfung und Stagnation in den ostdeutschen Bundesländern stellt nicht nur die Kommunen und Landesregierungen vor komplexe Probleme, sondern auch Betriebe haben zunehmend Schwierigkeiten, Auszubildende und Facharbeitskräfte zu finden. Kann die Rückwanderung Ostdeutscher zur demographischen und wirtschaftlichen Stabilisierung beitragen?

Veröffentlichungen

Matuschewski, Anke, 2008. Stabilisierung der Regionalentwicklung in Ostdeutschland durch Rückwanderung, Bayreuth, 44 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Seit der Wende ist das Wanderungsgeschehen in Ostdeutschland v.a. durch die selektive Abwanderung von Erwerbsfähigen geprägt. Dieser Strom von Ost nach West hat seit 1997 an Intensität nachgelassen, die Anzahl der West-Ost-Wanderungen nahm seitdem hingegen zu. Ungefähr die Hälfte davon entfällt nach wissenschaftlichen Schätzungen auf Rückwanderer.

Der demographische Wandel stellt die betroffenen Kommunen vor finanzielle, soziale und infrastrukturelle Herausforderungen. Ostdeutsche Betriebe haben zunehmend Probleme, offene Stellen zu besetzen und fürchten weitere Wettbewerbsnachteile. Mangels nachhaltiger Zuwanderung von Westdeutschen oder ausländischen Migranten ist die Anwerbung von rückwanderungswilligen Ostdeutschen als regionalpolitisches Instrument entdeckt worden. Mit der Anwerbung v.a. (hoch)qualifizierter Ostdeutscher wird der Schwerpunkt auf eine humankapitalbasierte Regionalentwicklung gesetzt.

Fragestellung

Ziel des Forschungsprojektes ist es, die regionalen Wirkungen der Rückwanderung in den Neuen Bundesländern zu analysieren. Die forschungsleitenden Fragen sind dabei: Welche Personengruppen werden durch die Rückwanderungsinitiativen angesprochen und welche Gründe führen zur Rückwanderung? Wie dauerhaft ist die Rückwanderung angelegt? Erfahren die Rückwanderer eine berufliche Verbesserung oder Verschlechterung? Inwieweit können Rückwanderer ihre beruflichen Werdegänge in der Herkunftsregion fortsetzen und außerhalb der Region erworbenes Wissen und Fähigkeiten in Wert setzen? Welche Erwartungen stellen die Unternehmen an die Rückwanderer und inwieweit erfüllen sich diese Erwartungen? Welche betrieblichen Primär- und welche regionalen Sekundäreffekte lassen sich aus der Rückwanderung für die Region ermitteln?

Untersuchungsmethoden

Anhand zweier explorativer Fallstudien in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen wird das Spektrum regionaler Effekte von Rückwanderung aus der Sicht von Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermittelt. Als empirische Grundlage dient eine zweistufige Befragung von Rückwanderern und Betrieben, die Rückwanderer gesucht bzw. eingestellt haben. Während in einer ersten Stufe eine schriftliche Kurzbefragung anhand eines strukturierten Fragebogens erfolgt, in der die wichtigsten Basisinformationen erhoben werden, beinhaltet die zweite Stufe mündliche Tiefeninterviews anhand eines Gesprächsleitfadens mit Rückwanderern und Arbeitgebern. Ergänzt wird die Studie um Literaturauswertungen, Expertengespräche und die Aufbereitung von Sekundärdaten der amtlichen Statistik. Die Untersuchung erhebt nicht den Anspruch auf eine repräsentative Quantifizierung der Effekte, sondern liefert eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen mittels breit angelegter, repräsentativer Befragungen.

Darstellung der Ergebnisse

Die Mehrheit der Rückwanderer ist mittleren Alters, verfügt über einen höheren Bildungsabschluss und mehrjährige Berufserfahrung. Oft wird eine berufliche Umbruchsituation mit dem privat motivierten Wunsch einer Rückkehr in die Heimat verknüpft. Die meisten Befragten haben eine adäquate Beschäftigung gefunden, sich beruflich verbessert, müssen jedoch z.T. finanzielle Zugeständnisse machen. Die Rückwanderer haben in der Regel dauerhafte Bleibeabsichten, was mit Familiengründung oder erweiterung, Immobilienerwerb oder einer Existenzgründung einher geht.

Die Betriebe haben sehr positive Erfahrungen mit eingestellten Rückwanderern gemacht, indem diese sich schnell integriert und mit ihrem Wissen und der Berufserfahrung zur Weiterentwicklung der Betriebe in Form von Organisations- und Prozessinnovationen oder neuen Geschäftskontakten beitragen haben. Aufgrund der längerfristigen Bleibeabsichten bieten sie den Unternehmen größere Planungssicherheit, auch für das betriebliche Humankapital.

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