Projektbeschreibung
Kontext
Unternehmensgründungen in technologieorientierten und wissensbasierten Branchen, deren Geschäftsidee auf einer Innovation beruht, haben im politischen und wissenschaftlichen Diskurs seit den neunziger Jahren einen hohen Stellenwert. Sie sind eine wichtige Quelle des wirtschaftlichen Strukturwandels und Wachstumsprozesses und tragen nachweislich zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Sowohl von wissenschaftlicher als auch von politischer Seite wird regelmäßig darauf hingewiesen, dass ein Wissensdefizit bezüglich der Analyse von Gründungsprozessen besteht. Das Projekt nimmt sich diesem Defizit an und befasst sich mit der folgenden zentralen Fragestellung: Wie und in welchem Maße kann das Scheitern oder der Erfolg einer innovativen Neu- bzw. Ausgründung durch personenbezogene Eigenschaften des Gründers, die vorherrschenden ökonomischen Bedingungen, deren Zusammenspiel im Zeitablauf, sowie durch die institutionellen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Gründung erklärt werden?
Fragestellung
Ausgehend von der zentralen Fragestellung lassen sich spezifische inhaltliche Analysegegenstände ableiten, wie beispielsweise:
- Unternehmerische Entwicklung über den Lebenslauf: Die Rolle personaler und kontextueller Merkmale in der Jugend
- Personenbezogene und ökonomische Determinanten der Gründungsbereitschaft von Wissenschaftlern
- Bedeutung des Faktors Humankapital für die Beschäftigungsentwicklung
- Rolle sozialer Netzwerke sowie heterogener Gründerteams im Gründungsverlauf
- Einfluss des regionalen Innovationsnetzwerkes auf den Unternehmenserfolg
- Evaluation technologie- und innovationspolitischer Maßnahmen zur Gründungsförderung
- Gründe und Folgen des Scheiterns innovativer Gründungen
Untersuchungsmethoden
Als analytischer Rahmen wurde eine Prozessperspektive zu Grunde gelegt, da unternehmerisches Handeln nur anhand einer prozessualen Herangehensweise zu verstehen ist. Das Studiendesign umfasst dementsprechend die Befragung potentieller Gründer, werdender Gründer sowie erfolgreicher und gescheiterter Gründer. In einem ersten Schritt wurden ökonomische und psychologische Einflussfaktoren abgeleitet und entsprechende Untersuchungshypothesen aufgestellt. Den zweiten Schritt bildet die Befragung der Probanden. Für die Gruppe der potentiellen Gründer wurden ca. 1.200 Wissenschaftler an Thüringer Hochschulen und Forschungsinstituten zu ihren Gründungsabsichten befragt. Für die anderen Gruppen wurden 100 werdende Gründer zu ihren laufenden Gründungsvorhaben sowie 639 erfolgreiche und gescheiterte Gründer von innovativen Firmen in Thüringen persönlich interviewt. In einem dritten Schritt werden die Hypothesen in empirischen Analysen unter Anwendung geeigneter ökonometrischer Verfahren überprüft.
Darstellung der Ergebnisse
- Eine frühe stimulierende Umwelt und ein unternehmerisches Persönlichkeitsprofil fördern die Ausbildung früher unternehmerischer Kompetenzen. Diese stellen zentrale Vorboten unternehmerischer Kognitionen und Fertigkeiten im Erwachsenenalter dar, welche wiederum mit einer ausgeprägten Gründungsabsicht sowie mit unternehmerischem Erfolg zusammenhängen.
- Von den eigenen Fähigkeiten als Unternehmer überzeugt zu sein, spielt eine größere Rolle für Gründungsabsichten bei Wissenschaftlern als der Einfluss des sozialen Umfeldes.
- Als Erfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen konnten innovative Geschäftsideen, das Humankapital der Gründer (im Gründerteam), die Unterstützung durch das soziale Netzwerk sowie die Einbettung der Gründer in ein lokales Innovatorennetzwerk identifiziert werden. Auch die intensive Förderung von F&E führt zu Beschäftigungswachstum und überdurchschnittlicher Patentaktivität. Die Effektivität weniger zielgerichteter Programme muss hingegen bezweifelt werden.
- Etwa die Hälfte der Gründer geschlossener Unternehmen ist später wieder selbstständig tätig. Die Schließung eines Unternehmens darf daher nicht automatisch mit einem Scheitern gleichgesetzt werden.