Projektbeschreibung
Kontext
Die Wirtschaftsförderung im ländlichen Räumen baute auf eine breite Diversifizierung der Wirtschaft und hat Strukturen (mit)geschaffen, die der derzeitig favorisierten regionalen Wirtschafts- und Strukturpolitik, der Förderung von Wertschöpfungsketten in Clustern, entgegenstehen. Um dennoch eigene Potenziale aktivieren und stärken zu können, wird die Unterstützung durch die jeweiligen Bundesländer benötigt. Diese wiederum binden ihre Förderung zunehmend an die sowohl ideelle als auch finanzielle Beteiligung der ansässigen Wirtschaft, was nicht ohne Folgen für die Akteursstrukturen in regionalen Netzwerken bleiben dürfte. In ländlich strukturierten Regionen kann das bedeuten, dass Besitzer weniger zahlungskräftiger Wirtschaftsbetriebe als Individuen überproportional an Einfluss gewinnen, während andere in der Fläche ohnehin geschwächte gesellschaftliche Interessen (z.B. Sozialverbände, Gewerkschaften) nur in organisierter Form Zugang zu den regionalpolitisch wichtigen Gremien bekommen.
Fragestellung
- Gibt es clusterorientierte Initiativen im ländlichen Raum? Wenn ja: Welche und wie sind sie zu charakterisieren?
- Welche Rolle spielen wirtschaftsfördernde Maßnahmen bei der Entwicklung von clusterorientierten Initiativen im ländlichen Raum? Sind die clusterorientierten Initiativen durch Initiativen der Wirtschaftsförderung für die ländlichen Räume hervorgerufen und/oder beeinflusst worden? Wer sind die Träger dieser Maßnahmen (Landkreis, Bundesland, EU)?
- Wie haben sich die Akteursstrukturen bei den identifizierten Initiativen im Laufe der letzten Jahre verändert? Welche Rolle spielen Wirtschaftsverbände oder einzelne Unternehmensvertreter im Verhältnis zu den anderen in den Netzwerken zusammengeschlossenen Akteuren/Akteursgruppen?
- Existiert ein good-practice-Modell, dem es gelingt, öffentliche und private sowie die Interessen von sozialen Bewegungen auszutarieren? Kann dieses Modell zu insgesamt zufrieden stellenden Ergebnissen für den ländlichen Raum führen?
Untersuchungsmethoden
Angesichts der Bedingungen in ländlichen Räumen suchen wir nach Teilen von Wertschöpfungsketten und nicht nach ausgereiften Clustern. Land- und forstwirtschaftliche Strukturen werden ebenso berücksichtigt wie industrielle. Der Untersuchungsraum ist zunächst Deutschland insgesamt, wird aber in einem zweiten Schritt auf 2 bis 3 Bundesländer beschränkt. Die Wahl fiel auf Brandenburg, Bayern und Niedersachsen. Diese Länder zeichneten sich durch bemerkenswerte Initiativen im ländlichen Raum und durch eine Clusterpolitik aus, die auch den ländlichen Raum miteinschließt.
Das methodische Vorgehen konzentriert sich auf eine Sekundäranalyse:
1. Bestandsaufnahme zur Identifizierung der Cluster im ländlichen Raum (Internetrecherche, Materialien der Bundesländer, Kommunen, Initiativen),
2. Telefoninterviews für vertiefende Informationen zu Form, Zielrichtung, Entstehungsgeschichte und Veränderungen der Akteursstrukturen ausgewählter Clusterinitiativen in den oben genannten Bundesländern.
Darstellung der Ergebnisse
Die identifizierten Cluster des ländlichen Raums sind überwiegend dem primären Sektor zuordenbar. Ihnen wird im Vergleich zu metropolitanen (Industrie)Clustern in ökonomischer Hinsicht eine geringe Bedeutung beigemessen. Sie werden daher von der Politik eher als vernachlässigbar wahrgenommen. Das angenommene unbedeutende Gewicht ist der geringen Komplexität der Wertschöpfungsketten innerhalb dieses Sektors geschuldet. Durch ihre meist hohen Arbeitsintensitäten bieten sie jedoch für die ländliche Bevölkerung zahlreiche Arbeitplätze.
Wir stellten fest, dass wirtschaftsfördernde Maßnahmen eine außerordentlich wichtige Rolle für Cluster im ländlichen Raum spielen. Vor allem in der Start- und ersten Entwicklungsphase sind finanzielle Unterstützungen wichtig. Besonders schwer wiegt daher die Tendenz der Förderpolitik, die finanziellen Unterstützungen auf Wachstumskerne zu konzentrieren.
Eine Akteursverschiebung von politischen hin zu ökonomischen Akteuren konnte nicht konstatiert werden. Allerdings ist feststellbar, dass sich die ökonomischen Akteure nunmehr koopperativer zeigen: Sie scheinen eher bereit, sich mit anderen Unternehmen über Produkte, Verfahren etc. auszutauschen.