Projektbeschreibung
Kontext
In den letzten Jahren haben sich die Dauer und die Struktur der Arbeitszeit (Lage, Verteilung, Verteilung zwischen Beschäftigtengruppen) zunehmend ausdifferenziert und sind vermehrt zum Konfliktgegenstand geworden. Kontrastierend dazu ist festzustellen, dass der Kenntnisstand über die normalerweise oder regelmäßig geleisteten Arbeitszeiten auf sich zum Teil widersprechenden und - insbesondere für den internationalen Vergleich - nur eingeschränkt geeigneten Quellen beruht. Die Daten des Mikrozensus bieten die Vorteile einer hohen Fallzahl und der regelmäßigen Durchführung, die eine Darstellung von Zeitreihen ermöglicht. Hinzu kommt, dass ein Sample aus dem Mikrozensus in die Europäische Arbeitskräftestichprobe (European Labour Force Survey / ELFS) eingeht, so dass EU-Vergleiche auf der Grundlage weitgehend harmonisierter Erhebungen angestellt werden können.
Fragestellung
Mit Hilfe der Datenanalyse des Mikrozensus und weiterer Datenquellen soll ein Berichtssystem der regelmäßig oder normalerweise geleisteten Arbeitszeiten in Deutschland am Beispiel der Jahre 2001 bis 2006 entwickelt werden. Der vorliegende deskriptive Bericht stützt sich auf die Auswertung der Angaben von abhängig Beschäftigten über die von ihnen "normalerweise" in der Woche gearbeitete Stunden. Die Analysen werden jeweils für Gesamtdeutschland sowie für Ost- und Westdeutschland getrennt vorgenommen. Arbeitszeiten werden für Männer und Frauen sowie Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte separat ausgewiesen; untersucht werden auch Effekte der Alters- und Qualifikationsstruktur sowie des beruflichen Status auf die durchschnittlichen Arbeitszeiten. Außerdem wird die Entwicklung von atypischen Arbeitszeiten (Abend-, Nacht-, Wochenend- und Schichtarbeit) nachgezeichnet. Eingebettet ist dies in eine Darstellung der Strukturveränderungen der Beschäftigung in Deutschland seit 2001.
Untersuchungsmethoden
Für die Analyse der normalerweise oder regelmäßig gearbeiteten Arbeitsstunden wurden die Daten des Mikrozensus für die Jahre 2001 bis 2006 ausgewertet. Durch Rückgriff auf die international vergleichbaren Datenbestände des Labour Force Survey werden die durchschnittlich geleisteten Arbeitszeiten in Deutschland in einem internationalen Ranking verortet.
Darstellung der Ergebnisse
- 2006 arbeiteten vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer/innen in Deutschland durchschnittlich 40,3 (Westdeutschland: 40,4) Stunden in der Woche. In Westdeutschland waren dies die längsten Arbeitszeiten seit 1988.
- Bei der Arbeitszeitverlängerung sind die Metallindustrie und der öffentliche Dienst in Westdeutschland führend. Innerhalb von nur drei Jahren (2003 bis 2006) erhöhten sich die durchschnittliche Arbeitszeiten in beiden Branchen um rund eine Wochenstunde.
- Bei den Vollzeitbeschäftigten liegen die deutschen Wochenarbeitszeiten im Durchschnitt aller EU-Länder. Die Arbeitszeiten teilzeitbeschäftigter Frauen dagegen sind in keinem Land der EU so kurz wie in Westdeutschland.
- Der Anteil der Frauen in Deutschland, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, nimmt langfristig zu. Auf Vollzeitstellen umgerechnet stagniert dieser Anteil jedoch seit Beginn des Jahrzehnts, weil vor allem durch den Minijob-Boom die Arbeitszeit pro Person abnimmt.
- Verheiratete Frauen und Frauen mit Kindern arbeiten heute deutlich weniger Stunden pro Woche als 2001, und die Schere zwischen ihren Arbeitszeiten und denen von Männern mit Kindern hat sich weiter geöffnet.