Forschungsprojekt: Ausländerfeindlichkeit in den neuen Ländern

Verhalten zu Ausländern und rechtsextremistischen Auffassungen in den neuen Bundesländern - insbesondere im Zusammenhang mit Erwerbs- und sozialen Strukturen sowie Sozialisationserfahrungen

Projektziel

Ausgehend von der zunehmenden Sensibilisierung der Bürger für rechtsextremes Verhalten wurde die Studie erarbeitet, welche sich mit Einstellungen zu rechtsextremen Auffassungen und Ausländern in den neuen Ländern beschäftigt. Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung in den neuen Ländern und Berlin (Ost) im Juni 2006 sowie auf einer Längsschnittanalyse seit 1992.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Haltungen zu Ausländern und rechtsextremen Auffassungen haben in den letzten Jahren keine grundlegende positive Veränderung erfahren. Insgesamt überwiegen negative Wertungen, die auf pauschalierter Vorverurteilung beruhen.

2006 wurden die Diskussionen um den Zusammenhang von sozialer Situation und Rechtsextremismus bzw. Ausländerfeindlichkeit erneut belebt. Vor allem rechtsextrem orientierte Parteien nutzen die soziale Situation zur Verbreitung nationalistischen Gedankenguts. In den neuen Bundesländern wird dabei vor allem auf Unzufriedenheiten mit dem sozialen Status, auf Vereinigungsverlierer, auf Unterprivilegierung durch Osterweiterung gesetzt.

Insbesondere die Arbeitsmarktsituation in der überwiegenden Mehrheit der ostdeutschen Regionen begünstigt rechtsextreme Potenzialbildung.

Fragestellung

Anliegen der Studie war zu untersuchen, in welchem Maße

- die individuelle wirtschaftliche Lage und die Erwerbssituation Einstellungen zu Ausländern und die Bereitschaft zu einem rechtsextremen Gedankengut zustimmenden bzw. ablehnenden Verhaltens prägen bzw. beeinflussen;

- die Arbeitsmarktentwicklung in Ostdeutschland einen zentralen politischen Einflussfaktor zur Verstärkung/Verminderung ausländerfeindlichen und rechtsextremen Verhaltens darstellt;

- die Bewertung der deutschen Vereinigung und die Einschätzung der Art und Weise des Vereinigungsprozesses die Haltungen zu Auffassungen zu Rechtsextremismus und Gewalt - insbesondere gegenüber Ausländern - verstärken.

Untersuchungsmethoden

Die Studie basiert insgesamt auf den jährlichen Ergebnissen der empirischen Arbeiten des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg (1992 bis 2006). Die Daten des SFZ ermöglichen hinreichende Aussagen zur sozio-demografischen und sozialstrukturellen Analyse zum Verhalten gegenüber Ausländern und rechtsextremen Auffassungen in den neuen Bundesländern über den Gesamtzeitraum.

Anhand der vorliegenden Datensätze (1992 bis 2006) wird der Zusammenhang zwischen sozialer Situation und Erwartungen an in Deutschland lebende Ausländer sowie Vorurteile gegenüber Ausländern untersucht.

Speziell ergänzt wird die Datenerhebung 2006 durch Aussagen über die Haltung zu Diktaturen, zum Vorhandensein nationalistischen Gedankenguts bzw. zur Auseinandersetzung/Aufarbeitung mit dem Nationalsozialismus, der subjektiven Bewertung der Ursachen des Rechtsextremismus (soziale Situation, Erwerbsstatus, politische Orientierung, Identifikation und Integration).

Darstellung der Ergebnisse

Der "gefühlte Rechtsextremismus" reflektiert das vorhandene Ausmaß an rechtsextremen Potenzialen unzureichend und einseitig. Die Untersuchung ergibt, dass über 50 Prozent der Bürger der neuen Länder dieser oder jener rechtsextremen Auffassung zustimmen. D.h. Rechtsextremismus in seinen zahlreichen Komponenten und Facetten hat einen "breiten" Nährboden und ein keineswegs gering zu schätzendes Potenzial.

Rechtsextremismus und ausländerfeindliches Verhalten sind nicht auf gewaltbereite, gering qualifizierte, junge Menschen reduzierbar, sondern erfassen alle Altersgruppen bei wachsender Ausländerfeindlichkeit mit dem Alter.

Rechtsextremismus ist in den neuen Bundesländern vor allem mit der Ausländerproblematik verbunden. Obwohl eigene Erfahrungen im Umgang mit Ausländern weitgehend fehlen, werden sie als eine "Ursache" für soziale Probleme im Osten angesehen.

Insbesondere die mit dem Erwerbsstatus verbundene individuelle wirtschaftliche Lage beeinflusst rechtsextreme und ausländerfeindliche Auffassungen. Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit oder eine erzwungene/gewollte vorzeitige Rentnerschaft reflektieren sich in den Positionen zu Ausländern bzw. rechtsextremen Auffassungen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Gunnar Winkler
Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V.
(SFZ)
gunnar.winkler@sfz-ev.de

Bearbeitung

Dr. Reinhard Liebscher
Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V.
reinhard.liebscher@sfz-ev.de

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
eike-windscheid@boeckler.de

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