Forschungsprojekt: Engineering-Dienstleistungen in der Automobilindustrie

: Verbreitung, Kooperationsformen und arbeitspolitische Konsequenzen

Projektziel

Angesichts sich ausdifferenzierender Unternehmens- und Industriestrukturen ging das Projekt am Beispiel von Entwicklungsdienstleistungen in der Automobilindustrie der Fragestellung nach, inwieweit die traditionellen Institutionen und Verfahren der industriellen Beziehungen in Deutschland auch in Zukunft noch in der Lage sein werden, die Interessen der Arbeitnehmer wirkungsvoll zu vertreten.

Projektbeschreibung

Kontext

Seit einigen Jahren sind in der Automobilindustrie Prozesse der Ausdifferenzierung von Unternehmens- und Industriestrukturen beobachtbar. Die Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette werden neu verteilt, neue Unternehmens- und Kooperationstypen entstehen. Im Bereich der Entwicklung verlagern die Automobilunternehmen seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt Aufgaben auf ihre Zulieferer und auf spezialisierte Entwicklungsdienstleister. Diese Veränderungen bringen Bewegung nicht nur in die Struktur der Automobilindustrie selbst, sondern auch in die tradierten Systeme und Prozesse der Interessenvertretung, die mit diesen Veränderungen umgehen müssen.

Fragestellung

Dem Projekttitel entsprechend wurden drei Fragezusammenhänge verfolgt:

Erstens wurde die Verbreitung und Bedeutung von Engineering-Dienstleistungen genauer betrachtet. Zweitens wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Kooperationsbeziehung zwischen Automobilunternehmen und Entwicklungsdienstleistern gestaltet. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag drittens auf der Frage nach den arbeitspolitischen Konsequenzen des zunehmenden Engineering-Outsourcing. In diesem Zusammenhang wurden unter anderem die Mitbestimmungssituation in Automobil- und Engineering-Unternehmen betrachtet sowie die Situation der Gewerkschaft im Engineering-Bereich.

Untersuchungsmethoden

Auf Grund des explorativen Charakters der Untersuchung wurde ein qualitativer Ansatz verfolgt. Neben weiterführenden Literaturstudien bilden Expertengespräche die empirische Basis des Projektes. Es wurden insgesamt fünf halbstrukturierte, leitfadengestützte Interviews mit Branchenexperten durchgeführt. Um einen differenzierten ersten Einblick in den Gegenstandsbereich zu erlangen wurden zwei Gespräche mit Vertretern der Betriebsräte von Automobilunternehmen geführt, zwei mit Betriebsratsvertretern von Engineering-Unternehmen und eines mit einem Gewerkschaftsvertreter.

Darstellung der Ergebnisse

- Die zunehmende Verbreitung von Engineering-Outsourcing wird in engem Zusammenhang mit der Shareholder Value-Orientierung gesehen.

- Bezüglich der Kooperation zwischen Automobil- und Engineering-Unternehmen kristallisierte sich die vertragliche Gestaltung der Beziehung (Werkvertrag oder Arbeitnehmerüberlassung) als zentraler Aspekt heraus.

- In den vielen kleinen Engineering-Unternehmen existiert in der Regel kein Betriebsrat. Der Gedanke an einen Betriebsrat kommt erst dann ins Spiel, wenn sich als Folge des Unternehmenswachstums ein gewisser "Problemstau" aufbaut.

- Die Betriebsratsarbeit in den Automobilunternehmen wird v.a. durch den zunehmenden Einsatz von Arbeitnehmerüberlassung unübersichtlicher und komplexer: Konstellationen innerhalb der Belegschaft ändern sich, Verhandlungsgegenstände werden dynamisiert.

- Die Situation der Gewerkschaft ist geprägt von ihrem sehr niedrigen Organisationsgrad im Engineering-Bereich.

- Bezüglich der Hypothese einer Netzwerkbildung von Vertretungsorganen konnte festgestellt werden, dass kaum Kooperationen zwischen den Betriebsräten von Automobil- und Engineeringunternehmen bzw. von verschiedenen Engineeringunternehmen existieren.

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