Projektbeschreibung
Kontext
Der Grundkonflikt der sozialen Gruppe älterer Arbeitnehmer/innen in Ostdeutschland besteht zwischen solider fachlicher Qualifikation, einer hohen Erwerbsbeteiligung und umfangreichen Berufs- und Lebenserfahrungen, einer hohen Flexibilität im Berufsleben, einer überwiegend festen sozialen Verankerung in der Familie und anderen sozialen Beziehungsgefügen einerseits und der Konfrontation mit der rapiden Verringerung der Anzahl der Arbeitsplätze insgesamt durch Abwicklungen und Betriebsschließungen sowie Insolvenzen sowie dem Bestreben vieler Unternehmen und Einrichtungen zur drastischen Verjüngung der Beschäftigten sowie einem zunehmenden Anteil an Arbeitslosigkeit innerhalb der Gruppe andererseits.
Die Erfahrung der Ausgrenzung älterer ArbeitnehmerInnen aus dem Erwerbsleben reproduziert sich bei ihnen durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Dieser Grundkonflikt beeinflusst die Lebensqualität und -zufriedenheit, die Zukunftserwartungen und die individuellen Handlungsstrategien.
Fragestellung
Welche Veränderungen vollziehen sich im Erwerbsstatus und bei der Ausgrenzung aus dem Erwerbsleben nach Alter und Geschlecht sowie nach urbanen Strukturen?
Wie entwickelt sich die vorzeitige Inanspruchnahme einer Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung?
Wie differenziert sich das individuelle Einkommen, insbesondere nach Beschäftigungsart, Geschlecht, Qualifikation und nach Erwerbsstatus?
Welche Vorstellungen bestimmen die Wertestrukturen und Erwerbsorientierungen sowie die individuellen Handlungsstrategien, in Arbeit zu bleiben bzw. wieder in die Erwerbstätigkeit einzusteigen und wie bewerten sie die aktuellen und künftigen Arbeitsmarktentwicklungen?
Wie wird die eigene Entwicklung in der Spannbreite zwischen sozialem Aufstieg und sozialem Abstieg gesehen?
Wie entwickelt sich die Zukunftserwartung bezüglich ihrer Integration in das Erwerbsleben, die Zufriedenheit mit der Arbeit, den Zukunftsaussichten für das eigene Leben und der gebotenen sozialen Sicherheit?
Untersuchungsmethoden
Die angestrebte Studie basiert auf der sekundäranalytischen Aufbereitung von Ergebnissen der empirischen Arbeiten des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg in den Jahren 2000 bis 2003. Diese werden ergänzt durch Aussagen der aktuellen offiziellen Statistik. Die Daten des SFZ bieten - insbesondere durch die 2003 realisierte Erhebung - weitreichende quantitative und geschlechtsspezifische Aussagen, vor allem in Fragen der subjektiven Einschätzung und Beurteilung von älteren Arbeitnehmer/innen zu ihrer Lebens- und Arbeitssituation. Teilweise werden Darstellungen entwickelt, die sich Längsschnittanalysen annähern.
Mit der Studie werden die bislang vorliegenden Darstellungen zu Lebenslagen in den neuen Bundesländern erweitert durch eine spezielle Darstellung der Lebenssituation von älteren ArbeitnehmerInnen in ihren inneren Differenzierungen und zwischen den Geschlechtern.
Darstellung der Ergebnisse
Die gerade bei älteren Menschen vorhandenen Bedürfnisse und Motivationen nach Arbeit wie mittels Erwerbsarbeit ein auf eigener Leistung und Tätigkeit beruhendes Einkommen zu erzielen, das es dem Einzelnen (und seiner Familie/Partnerschaft) ermöglicht, vorhandene, an Kaufkraft gebundene Bedürfnisse zu befriedigen; das Gefühl der Nützlichkeit, des Gebrauchtwerdens des Einzelnen in der Gesellschaft für die Gesellschaft; das soziale Eingebundensein in ein auf Erwerbsarbeit beruhendes Wirtschaftssystem mit allen seinen sozialen und kommunikativen Beziehungen, kann eine zunehmende Zahl nicht mehr realisieren.
Während am 1. Arbeitsmarkt beschäftigte ältere Arbeitnehmer/innen in den Jahren 2000 bis 2003 durchgängig eine überdurchschnittliche Einkommensposition einnahmen, war und ist die durchschnittliche Einkommensposition von Arbeitslosen defizitär, sie befand sich zwischen 32 % im Jahre 2001 und 45 % im Jahre 2003 unter dem Durchschnittseinkommen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter.