Forschungsprojekt: Implikationen d. Leiharbeit für das Gebäudereiniger-Handwerk

Implikationen der Tarifverträge zur Leiharbeit für die Tarif- und Beschäftigungsbedingungen im Gebäudereiniger-Handwerk

Projektziel

Die Tarifverträge zur Leiharbeit wirken sich massiv auf das Tarifgefüge des Gebäudereiniger-Handwerks aus. Zentrales Ergebnis dieser Studie ist, dass in Reaktion auf die Tarifverträge in der Leiharbeit ein Tarifvertrag in der Gebäudereinigung abgeschlossen wurde, der das Tarifsystem der Gebäudereinigung (noch) erhält, dabei jedoch eine deutliche nominale Lohnabsenkung vornimmt.

Projektbeschreibung

Kontext

Die gesamtwirtschaftliche Lage und die rechtlichen bzw. tariflichen Veränderungen der letzten Jahre zeitigen Folgen für die Branche der Gebäudereinigung, die hinsichtlich der Zahl der Beschäftigten sehr bedeutend ist, jedoch in der Öffentlichkeit und der Wissenschaft nur am Rande betrachtet wird. Dabei besteht im Gebäudereiniger-Handwerk ein allgemein verbindliches erklärtes Tarifgefüge, welches bislang für vergleichsweise auskömmliche Beschäftigungsbedingungen sorgen konnte. Hier stellt sich die Frage, wie die arbeitspolitischen Akteure der Branche - Arbeitgeber, Verbandsvertreter, Gewerkschaftsvertreter, Betriebsräte etc. - die sich verändernde Lage beurteilen, welche Gestaltungsoptionen sie wahrnehmen und welche Wege sie einschlagen.

Fragestellung

In den letzten Jahren kam es im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu rechtlichen bzw. tarifvertraglichen Änderungen, die Folgen für die Branche haben (können). Insbesondere wurden zeitweise Veränderungen aufgrund der Möglichkeiten der Ich-Ag vermutet. Ebenso ist die Änderung der Handwerksordnung von Belang. Weiterhin ist unklar, ob und inwieweit sich die Änderungen in der Leih- bzw. Zeitarbeit auf die Branche der Gebäudereinig auswirken. Wie sehen die diversen arbeitspolitischen Akteure - Gewerkschaften, Arbeitgeber, Verbände, Betriebsräte etc. - ihre Alternativen in der veränderten Lage? Wie bewerten sie verschiedene Optionen? Halten die Akteure an dem bislang bestehenden allgemeinverbindlichen Tarifgefüge fest, welches hunderttausenden von Beschäftigten vergleichsweise geregelte und auskömmliche Beschäftigungsbedingungen geboten hat?

Untersuchungsmethoden

Diese Studie basiert auf einer Reihe von Expertengesprächen mit verantwortlichen Akteuren der Branche. Hierbei wurden insbesondere Akteure aus dem Raum Berlin befragt. Dies birgt einerseits den Vorteil eines tiefen Einblicks in die spezifischen Verhältnisse in Berlin, die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt besonders akzentuiert sind. Andererseits sind die Ergebnisse dieser qualitativen Studie nur begrenzt auf die bundesdeutschen Verhältnisse zu übertragen. Flankiert sind die Expertengespräche durch Auswertungen weiteren Materials aus der Branche sowie einer von den Autoren kürzlich verfassten Studie zu den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen im Gebäudereiniger-Handwerk, die die Daten des Sozioökonomischen Panels des DIW nutzt.

Darstellung der Ergebnisse

Die Studie dokumentiert - vorrangig auf Berlin bezogen - die erheblichen Wirkungen der rechtlichen und tariflichen Änderungen der letzten Jahre. Das Ergebnis wirkt paradox: Diejenigen rechtlichen Änderungen, bei denen vorab vermutet wurde, dass sie sich für die Branche negativ auswirken würden, erweisen sich als relativ unbedeutend. Weder die Ich-AGs noch die Änderung der Handwerksordnung führen notwendigerweise zu tiefgreifenden Veränderungen der Branche. Die Änderung der Arbeitsnehmerüberlassung und der Abschluss der Tarifverträge der Leiharbeit wirken sich dagegen massiv aus, was - soweit uns bekannt - zuvor nicht kalkuliert war: Das Lohnniveau in der Leiharbeit führte die Akteure in der Gebäudereinigung im Sinne der Erhaltung ihres Tarifvertragssystems dazu, einen Tarifvertrag in der Gebäudereinigung abzuschliessen, der eine deutliche Nominallohnsenkung und weitere Verschlechterungen enthält. Zumindest für westdeutsche Verhältnisse dürfte es sich hierbei um ein Novum handeln.

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