Forschungsprojekt: Dienstleistungssektor Thüringen

Analyse der Beschäftigungspotenziale des Dienstleistungssektors in Thüringen unter besonderer Berücksichtigung der unternehmensnahen Dienstleistungen

Projektziel

In einer Studie untersuchte START e.V. die unternehmensnahen Dienstleistungen in Thüringen in Bezug auf die Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur und -dynamik anhand von Datenanalysen und Interviews. Im Ergebnis wurde ein überdurchschnittliches Wachstum festgestellt, das jedoch z.T. mit problematischen Entwicklungen - Niedrigpreise, Niedriglöhne, Zunahme ungeschützter Beschäftigung - einhergeht.

Veröffentlichungen

Kattein, Martina, 2004. Unternehmensnahe Dienstleistungen im Aufwind - Anzeichen für einen wirtschaftlichen Aufholprozess oder Krisenbote problematischer Beschäftigungsverhältnisse?. Zur Entwicklung der unternehmensnahen Dienstleistungen in Thüringen, START - Forschungsbericht 17, Erfurt: Struktur- und Technologieberatungsagentur für Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer in Thüringen, START e.V., 130 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Thüringen weist ingesamt tendenziell seit zehn Jahren einen anhaltend starken Rückgang auf. Im Gegensatz dazu gehören die unternehmensnahen Dienstleistungen zu den wenigen Wachstumsbereichen, die zugleich - gemessen an der westdeutschen Wirtschaftsstruktur - derzeit noch weit unterdurchschnittlich ausgeprägt sind. Zur Struktur und Entwicklung dieses Wirtschaftssegments liegen für die neuen Bundesländer bislang kaum Untersuchungen vor, zumal die statistische Erfassung bis vor einigen Jahren unzureichend war. Mit der Einführung der Dienstleistungserhebung seit dem Jahr 2000 wurde die verfügbare Informationsbasis jedoch erheblich verbessert.

Fragestellung

Ziel der Studie war es, die unternehmensnahen Dienstleistungen in Thüringen in ihrer Branchen-, Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung zu analysieren und hierbei Chancen und Problemlagen sowie Perspektiven zu untersuchen. Hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse interessierten neben quantitativen insbesondere qualitative Aspekte: Entwicklung nach Vollzeit, Teilzeit, Geringfügigkeit sowie eine eventuelle Verschiebung im Geschlechterverhältnis. Soweit möglich wurden Regelungs- und Unterstützungsbedarfe für die Unternehmen und die Beschäftigten aufgezeigt. Ausgehend von einem Vergleich ausgewählter Daten mit Durchschnittswerten Westdeutschlands sowie einer Analyse des Thüringer Dienstleistungssektors standen die acht Wirtschaftsgruppen der Wirtschaftsabteilung 74 "Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen" im Mittelpunkt.

Untersuchungsmethoden

Neben einer Aufarbeitung vorliegender Untersuchungen basiert die Studie im Wesentlichen auf zwei methodischen Ansätzen: Zum einen wurden Sekundäranalysen statistischer Daten vorgenommen, die hinsichtlich der Beschäftigtendaten für den Zeitraum 1999 bis 2002 auf Anfrage von der Bundesagentur für Arbeit und hinsichtlich der Dienstleistungserhebung für die Jahre 2000 und 2001 seitens des Thüringer Landesamtes für Statistik z.T. speziell für diese Studie ausgewiesen wurden. Zum anderen wurden mit VertreterInnen von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Betriebsräten und Gewerkschaften insgesamt zehn Leitfaden gestützte Interviews, ein telefonisches Kurzinterview und eine teilstandardisierte schriftliche Befragung durchgeführt und ausgewertet, die der Interpretation der statistischen Daten sowie deren Erweiterung um Einschätzungen zu Problemlagen und Prognosen dienten.

Darstellung der Ergebnisse

Die unternehmensnahen Dienstleistungen weisen nicht nur mit Blick auf die bisherige Entwicklung ein überdurchschnittliches Wachstum auf. Auch zukünftig sind weitere Wachstums- und damit Beschäftigungsperspektiven anzunehmen. Damit sind jedoch z.T. problematische Entwicklungen verbunden: Viele Unternehmen versuchen, ihre Marktposition über eine Niedrigpreisstragie zu sichern bzw. zu verbessern (insbes. in der Zeitarbeit, dem Wachgewerbe, der Reinigung). Für die Beschäftigten bedeutet eine solche Strategie zumeist Niedrig(st)löhne und eine Zunahme ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse. Letztlich werden damit aber auch die wirtschaftlichen Grundlagen der Unternehmen selbst in Frage gestellt (u.a. Rückgang der Rentabilität). Niedrigpreisstrategien könnte durch Mindeststandards bei Preiskalkulationen wie auch bei Einkommen entgegengewirkt werden. Dies erfordert ein entsprechendes Engagement der Unternehmen und ihrer Verbände sowie der Beschäftigten und ihrer Gewerkschaften.

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