Forschungsprojekt: Ausbildungs-Vermittlungs-Agentur AVA

Evaluation der Vermittlungsleistung der privaten Ausbildungs-Vermittlungs-Agentur AVA in Düsseldorf

Projektziel

Untersucht wurde vom April 2003 bis Mai 2004 exemplarisch am Beispiel der Düsseldorfer AusbildungsVermittlungsAgentur (AVA), welche Vermittlungsergebnisse der erste und modellhafte Trägerverbund für private Ausbildungsvermittlung in NRW erzielte. Leitung, Mitarbeiter und die betreuten Jugendlichen wurden nach dem Erfolg, der Paßgenauigkeit und der Nachhaltigkeit der Vermittlung befragt.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Rahmen der sog. aktiven Arbeitsmarktpolitk ist heute die Arbeits- und Ausbildungsvermittlung weitgehend dereguliert und privatisiert. Somit wurden Vermittlungsdienstleistungen, die bislang von der öffentlichen Arbeitsverwaltung durchgeführt wurden, nun an lokale Träger delegiert. Die AVA war einer der ersten privaten Vermittlungsdienstleister und unterlag einer ständigen Qualitäts- und Effizienzkontrolle der Arbeitsverwaltung. Seit der landeszentralen Vergabe der öffentlichen Mittel zur Förderung der Ausbildungsvermittlung an Priivate ab 2004 besteht keinerlei öffentliche Kontrolle mehr über die Qualität der Lehrstellenvermittlung und -beratung. Inzwischen werden diese Aufgaben landeszentral und völlig unkontrolliert an kommerzielle und unerfahrene Anbieter vergeben.

Die Studie bietet die Vergleichsmöglichkeit zwischen der bisherigen halbprivatisierten, qualitätskontrollierten Ausbildungsvermittlung und der aktuellen Vermittlungspraxis.

Fragestellung

1. Wie erfolgereich und wie zielgenau waren die vermittlungsunterstützenden und -optimierenden Leistungen der Agentur (Eignungsfeststellungen via Profiling und Assessment), die Lehrstellenakquise, die ausbildungsbegleitenden Hilfen und die Betreuung (Bewerbungstrainings, berufsspezifische Beratung) , die Kriseninterventionen und die Hilfe für selbständige Lehrstellensuche.

2. Glückte die berufliche Integration langfristig? Entsprachen die Ausbildungsberufe tatsächlich den Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen? Wie lange dauerten die Vermittlungsversuche bis zu einer erfolgreichen Einmündung?

3. Wie klienten- und bedarfsgerecht waren die angebotenen Leistungen von der Zielgruppenansprache bis zur Performance gegenüber der Öffentlichkeit (Markt- und Medienpräsenz)?

4. Ließen sich geschlechts- und migrationsspezifische oder soziale Diskriminierungsmuster im Vermittlungsprocede erkennen bzw. nachweisen?

4. Wie sahen die Hoffnungen und Lebensentwürfe der Jugendlichen selbst aus?

Untersuchungsmethoden

Die Untersuchungsdaten wurden mithilfe quantitativer Erhebungs- und Analyseverfahren ermittelt und ausgewertet. Zur Leistungs- und Erfolgsbewertung (Verbleibs- und Vermittlungsquoten) wurden über einen standardisierten Fragebogen die betreuten Jugendlichen in einer Telefonumfrage (per CATI-System) befragt.

Darüber hinaus wurden mittels teilnehmender Beobachtung und Hospitation in der Agentur sowie problemzentrierter Mitarbeiter- und Experteninterviews die Reaktionen, Handlungsspektren und -kompetenzen der lokalen Akteure, der beteiligten Institutionen und Einrichtungen sowie der dort jeweils verantwortlichen Mitarbeiter analyisert.

Ergänzend wurden zu dem selbst erhobenen Material die in den zu untersuchenden Einrichtungen vorgefundenen Informationen und Datensammlungen (Konzeptionen, Dienstanweisungen, Verträge, Schulungsunterlagen, monatliche Bestandsaufnahmen etc.) einer Sekundärauswertung durch Text- und Inhaltsanalysen unterzogen.

Darstellung der Ergebnisse

1. Der aktuelle Status Quo der befragten Jugendlichen zeigte einen hohen Vermittlungserfolg (die Abbruchquote der Vermittelten betrug nur knapp 8%).

2. Modellhaft war die Zusammenführung beraterischer und vermittelnder Angebote. Die Kunden selbst bewerteten das Eingehen der Vermittler auf ihre Berufswünsche und -interessen besonders positiv.

3. Der Vermittlungserfolg war gerade dann besonders groß, wenn es um Jugendliche ging, die von ihrer schulischen Bildung, ihrem Migrationshintergrund, der sozialen Herkunft oder dem Geschlecht her zunächst schlechte Ausgangsvoraussetzungen mitgebracht hatten.

4. Die "Jugendbörse" hätte nach den Intentionen der Betreiber und der Arbeitsverwaltung die Keimzelle eines kommunalen Job-Centers werden sollen. Der Verzicht auf eine qualitätskontrollierte Vergabe der Vermittlungsleistungen bedeutet zugleich den Verzicht auf die bisher gewonnenen Vermittlungs-, Akquise- und Beratungskompetenzen.

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