Forschungsprojekt: Modellversuch Umwandlung von Arbeitszeiten im Krankenhaus

Begleitforschung eines Modellversuchs zur Umwandlung von Arbeitszeiten (PANDA-Projekt) im Kontext aktueller Innovationen im Krankenhaus

Projektziel

Kooperationspartner des Projekts war der LBK Hamburg und das dortige Projekt PANDA (Prozessorientierte Arbeitsorganisation / Neue Dienst- und Arbeitszeitmodelle). Erklärtes Ziel von PANDA war die möglichst kostenneutrale Umwandlung aller Bereitschaftsdienste in Schichtdienste. Dabei ging es allerdings nicht um die Umsetzung eines Idealmodells der Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung.

Veröffentlichungen

Nickel, Stefan, 2008. Begleitforschung eines Modellversuchs zur Umwandlung von Arbeitszeiten im Kontext aktueller Innovationen im Krankenhaus, In: Stefan Nickel, Bernd Füllekrug, Alf Trojan (Hrsg.), Arbeitszeitgestaltung im ärztlichen Dienst und Funktionsdienst des Krankenhauses: Herausforderungen, Modelle, Erfahrungen, München: Mering, S. 67-182.

Oppolzer, Alfred, 2007. Begleitforschung eines Modellversuchs zur Umwandlung von Arbeitszeiten im Kontext aktueller Innovationen im Krankenhaus, Hamburg, 121 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Krankenhäuser müssen derzeit eine Vielzahl von Struktur- und Prozess-Innovationen implementieren. In diesem Kontext gewinnen neue Arbeitszeitmodelle im ärztlichen Dienst und Funktionsdienst an Bedeutung, die den veränderten rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen besser Rechnung tragen. Die Interessen der Krankenhäuser und ihrer Patienten sollen hierdurch auch besser mit den Interessen der Beschäftigten verknüpft werden. Der LBK Hamburg hat sich hierfür ein eigenes Service-Center geschaffen. Hauptziele des dort angesiedelten Projektes PANDA sind Rechtskonformität, gute Versorgungsqualität und Mitarbeiterzufriedenheit. Zugleich schließt die Studie eine Wissenslücke bei der Untersuchung neuer Dienst- und Arbeitszeiten im Krankenhaus.

Fragestellung

Hauptziel des Forschungsprojekts war die wissenschaftliche Begleitung der Neustrukturierung in sechs Pilot- oder Modellbereichen des PANDA-Projektes: einem Laborinstitut für Transfusionsmedizin, zwei Zentralen Notaufnahmen, einer Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie je einem OP- und Anästhesie-Funktionsdienst aus dem Pflegebereich. Darüber hinaus wurden in der Begleitforschung spezifische ergänzende Fragestellungen bearbeitet: Diese betreffen die Analyse von Unterschieden zwischen kurz- und mittelfristig wahrgenommenen Auswirkungen der neuen Dienstpläne, ihrer Akzeptanz und Umsetzbarkeit aus Sicht verschiedener Akteure sowie ihrer Übertragbarkeit auf andere Krankenhäuser bzw. Abteilungen. Zudem sollte die Realisierbarkeit und Bedeutung der Arbeitszeitmodelle für den Innovationsprozess im Rahmen des LBK und für die betriebliche Gesundheitsförderung ausgelotet werden.

Untersuchungsmethoden

Das Forschungsprojekt begann etwa drei Monate nach dem Start der Umsetzung des Modellprojektes in den sechs Pilotbereichen. Unter methodischen Gesichtspunkten wurden sowohl qualitative Methoden (Experteninterviews und Begleitdokumentation zur Beschreibung von Ausgangsbedingungen, Akteurskonstellationen, Problemen bei der Umsetzung usw.) als auch quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung (schriftliche standardisierte Mitarbeiterbefragungen zur Erhebung von Präferenzen und zur Kontrolle der Auswirkungen der Arbeitszeitgestaltung) angewendet. Die Auswertung des Materials orientierte sich an allgemeinen Verfahren der jeweils verwendeten Methode. Aufgrund von Informationen über ähnliche Modellversuche kann davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse der Begleitforschung stellvertretend für viele andere Krankenhäuser sind und auch an anderen Klinikgruppen sehr ähnliche Erfahrungen gemacht wurden.

Darstellung der Ergebnisse

- Bezogen auf die Auswirkungen der neuen Modelle konnten als wichtige Teilerfolge die Absenkung der tatsächlichen Wochenarbeitszeiten sowie im ärztlichen Bereich die bessere Einhaltung arbeitszeitrechtlicher Normen erreicht werden. Es blieb allerdings eine Diskrepanz zwischen den offiziellen Arbeitszeitregelungen und den tatsächlich geleisteten Dienstzeiten.

- Auch für die anderen Dimensionen der Arbeitssituation (und Mitarbeitergesundheit) zeigten sich aus Sicht der betroffenen Mitarbeiter eher mehr als weniger Probleme: reale Einkommensverluste, geringere Flexibilität bei Personalengpässen, eingeschränkte Weiterbildungsmöglichkeiten, ungleich verteilte Arbeitsbelastungen, gefährdete Kontinuität der Patientenversorgung sowie keine (völlige) Kostenneutralität.

- Die Erarbeitung der neuen Modelle und deren Umsetzung erfolgten in der Regel als Projektarbeit innerhalb der betroffenen Bereiche. Dabei verlief der Prozess der Umsetzung trotz vieler Einzelklagen und Modifikationen im Detail ohne größere Probleme.

- Dagegen blieben die Pläne einer unternehmensweiten Neustrukturierung der Arbeitszeiten von Ärzten und Funktionsdiensten stecken.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Alfred Oppolzer
Universität Hamburg Fakultät WiSo/ Department Wirtschaft und Politik
alfred.oppolzer@wiso.uni-hamburg.de

Prof. Dr. Dr. Alf Trojan
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Institut für Medizin-Soziologie
trojan@uke.uni-hamburg.de

Bearbeitung

Stefan Nickel
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Inst. f. Medizin-Soziologie /PANDA
nickel@uke.uni-hamburg.de

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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