Projektbeschreibung
Kontext
Eine steigende Zahl von Beschäftigten arbeitet in hochflexiblen Arbeitszeitarrangements. Gleitzeit ohne Kernzeit, Arbeitszeitkorridore und Jahresarbeitszeitmodelle, stets auf der Basis von Zeitkonten, sind auch in der Industrie mittlerweile gang und gäbe. Dabei sind diese Modelle nicht mehr auf den Bereich hochqualifizierter Angestelltenarbeit beschränkt, sondern beziehen oft den kompletten Verwaltungsbereich von Unternehmen, sogar immer häufiger auch gewerbliche Beschäftigte in der Fertigung mit ein.
Fragestellung
Häufig sind in hochflexiblen Arbeitszeitarrangements auch Möglichkeiten für die Beschäftigten vorgesehen, ihre Arbeitszeit in bestimmten Grenzen auch nach persönlichen Bedürfnissen zu variieren. Ob und unter welchen Bedingungen diese formalen Gestaltungsspielräume im betrieblichen Alltag überhaupt faktisch nutzbar sind, und ob sie von den Beschäftigten auch genutzt werden, war empirisch bislang kaum erforscht.
Untersuchungsmethoden
Aus der im Rahmen eines anderen Projektes vorgenommenen Repräsentativbefragung von knapp 2400 Metallbetrieben wurden über verschiedene Zwischenstufen letztlich fünf Betriebe für intensive Fallstudien ausgewählt. Hier wurden offene, leitfadengestützte Interviews mit Managementvertretern, Betriebsratsmitgliedern und Beschäftigten geführt.
Darstellung der Ergebnisse
Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen flexibler Arbeitszeiten spielen in den Intentionen von Betriebsräten und Management eine eher nachrangige Rolle. Vorrangige Ziele sind Flexibilisierung der betrieblichen Abläufe, Kostensenkung, Standort- bzw. Arbeitsplatzerhalt. Formal vorhandene Gestaltungsspielräume für Beschäftigte können sowohl bei Über- wie auch bei Unterauslastung der Betriebe nur mit großen Einschränkungen genutzt werden - wogegen sich nur wenige Betriebsräte engagieren (können). Für viele Beschäftigte sind solche Nutzungsoptionen jedoch wichtige Momente individueller Selbstbestimmung und Hilfsmittel der Synchronisation verschiedener Lebensbereiche; sie sind - wie Beschäftigungssicherheit - die erwartete Gegenleistung für die wachsende Verantwortlichkeit der Beschäftigten für betriebliche Belange im flexiblen Alltag. Betriebsräte verlieren in solchen Arrangements eher an Einfluß, wenn sie ihre Arbeitszeitpolitik nicht neu ausrichten.