Projektbeschreibung
Kontext
Vor dem Hintergrund von Globalisierung, Dezentralisierung, neuen Produktionssystemen und Digitalisierung ist dies Teil einer wachsenden Bedeutung betriebsspezifischer Organisationskulturen und heterogener betrieblichen Partizipationspraktiken. Gerade im Kontext von wissensintensiven Unternehmen wird partizipative Entscheidungsfindung hinsichtlich ihrer Reichweite und Wirkungsmächtigkeit schon seit den 1990ern als Konkurrenz oder Komplementär zur betrieblichen Mitbestimmung diskutiert. Dank fortgeschrittener Software haben digitale Partizipationsplattformen nun das Potential in weitere Partizipationsprozesse hineinzuwirken, die bislang der Betriebsrat organisiert hat.
Fragestellung
In dem Forschungsprojekt haben wir untersucht, inwiefern sogenannte Enterprise Social Software (ESS) in der internen Kommunikation den Betriebsrat bezüglich der betrieblichen Mitbestimmung positiv ergänzen oder behindern können. Die zentrale Forschungsfrage der Studie lautet: Welche Chancen und Herausforderungen bieten ESS für die Partizipation im Unternehmen und welche Handlungsoptionen entstehen für Betriebsräte?
Untersuchungsmethoden
Nach einer strukturierten Literaturanalyse und eine ESS-Marktanalyse, haben wir zu Beginn Fokusgruppen nach der Rolle von ESS im Kontext von Praktiken der Teilhabe und den daraus resultierenden Implikationen für den gesellschaftspolitischen Kontext befragt. Im Rahmen von einer vertiefenden Fallstudie haben wir im Anschluss den Einsatz von ESS-Systemen im Betrieb untersucht. Anschließend haben wir Betriebsrät*innen im Rahmen einer Gruppendiskussion zu ihren Perspektiven für die Anwendung von ESS für die Mitbestimmungen befragt und die damit verbundenen Herausforderungen für die Akteur*innen in Expert*innen-Interviews skizziert.
Darstellung der Ergebnisse
Unsere Studie hat gezeigt, dass für einige der Befragten ESS keine Konkurrenz für Mitarbeitervertretung darstellt sondern auf einer technisch-kommunikativen Ebene ein Werkzeug für die Informationsverarbeitung ist. Wir haben dabei eindeutig Möglichkeiten zur Nutzung von ESS auch im Interesse von Mitarbeitervertretung und Mitbestimmung gefunden. Die Analyse von ESS aus einer Machtperspektive auf Informationszugriff und -verarbeitung zeigt darüber hinaus, dass ESS das Potential haben, verstärkende Effekte für vorhandene Machtstrukturen zu erzeugen. Für Betriebsrät*innen gilt es, den Bedeutungszuwachs der Mitbestimmung im Kontext von ESS zu erkennen. Einerseits gilt es ESS bei ihrer Einführung im Interesse der Belegschaft zu bewerten, andererseits sich diese für die eigenen Prozesse anzueignen. Die Nutzung von ESS als Ergänzung zur analogen Mitbestimmungsarbeit, wäre laut Interviewpartner*innen zielführend, um z.B. einem generellen Imageverlust, vor allem bei den jüngeren Generationen der Beschäftigten, entgegenzuwirken.