zurück
Systemrelevant Folge 180 Bettina Kohlrausch zum Thema Sorgearbeit und Equal Care Day Podcasts

Systemrelevant Podcast: Equal Care Day – Wie steht es um sorgende Männer?

Bettina Kohlrausch und Eileen Peters diskutieren mit Marco Herack aus Anlass des Equal Care Day und des Internationalen Frauentags über die Verteilung von Sorgearbeit und wie diese jeweils von Frauen und Männern wahrgenommen wird.

[29.02.2024]

Trotz der zeitweiligen Übernahme von Betreuungsaufgaben durch Väter während der Corona-Pandemie besteht die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit weiterhin: Frauen leisten den überwiegenden Teil, sowohl in der Hausarbeit als auch in der Kinderbetreuung. Das ist das Ergebnis einer neuen Auswertung unseres Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Bemerkenswert bei dem Thema sei laut WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch weiterhin die Diskrepanz zwischen den Einschätzungen von Müttern und Vätern darüber, wer den Großteil der Sorgearbeit leistet.

Interessant dabei sei, dass in der Theorie die meisten Menschen eine gleichberechtigte Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit befürworten. In der Praxis wichen jedoch die gelebte Realität und die Einschätzung der eigenen Situation von diesem Ideal ab. Männer würden dazu neigen, ihre eigene Beteiligung an der Sorgearbeit zu überschätzen.

Eileen Peters, Wissenschaftliche Referentin am WSI, hält fest, dass politische Maßnahmen und betriebliche Veränderungen notwendig seien, um die Vorstellungen von Gleichberechtigung in der Erwerbs- und Sorgearbeit umzusetzen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Trotz Fortschritten in der Präsenz von Frauen in Führungspositionen, seien traditionelle Rollenbilder und Vorurteile weiterhin stark ausgeprägt, insbesondere unter männlichen Entscheidungsträgern.

Um eine gleichberechtigte Verteilung von Sorgearbeit zu fördern und traditionelle Rollenbilder zu überwinden, sei ein Kulturwandel in Betrieben und in der Gesellschaft notwendig. Es bedarf eines gemeinsamen Kraftakts von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die Rahmenbedingungen zu verbessern und die Einstellungen zu verändern. Mehr zu den Ergebnissen der Befragung und wieso eine gleichberechtigte Verteilung der Sorgearbeit noch lange nicht erreicht sei, in Folge 180 unseres Podcasts Systemrelevant.

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

Alle Folgen in der Übersicht

Systemrelevant hören / abonnieren:

Sebastian Dullien auf X
Ernesto Klengel auf X
Bettina Kohlrausch auf X
Daniel Hay / I.M.U. auf X
Christina Schildmann

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen