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HBS Böckler Impuls

Welthandel: Währungskooperation bringt mehr als TTIP

Ausgabe 06/2014

Das umstrittene Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) soll Europa und den USA zu mehr Wohlstand verhelfen. Was den Güteraustausch viel stärker erschwert als Zölle oder ähnliche Wettbewerbshemmnisse, sind jedoch die Währungsschwankungen.

Nach einer Untersuchung des britischen Centre for Economic Policy Research würde das geplante Freihandelsabkommen die Wirtschaftsleistung dies- und jenseits des Atlantik um weniger als einen Prozentpunkt ansteigen lassen – über mehr als 10 Jahre verteilt. Praktisch sei der Einfluss auf das Wirtschaftwachstum also zu vernachlässigen, so Jan Priewe, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft. Dies sei auch kein Wunder, weil die Zollschranken zwischen USA und EU schon heute recht niedrig sind. Für industrielle Güter liegen die Tarife meist bei drei bis vier Prozent des Verkaufspreises. Zudem hatten 2012 nur gut 17 Prozent aller Exportgüter, die die Europäische Union verließen, das Ziel USA.

Was einem Ausbau des Handels mit Nordamerika viel eher im Weg steht, sind nach Auffassung des Wissenschaftlers die Wechselkursschwankungen zwischen Euro und Dollar. So stieg der Euro gegenüber dem Dollar zum Beispiel von 2002 bis 2008 um 64 Prozent – was allerdings keine glatte Entwicklung war, wie komprimierte Grafiken suggerieren, sondern stets mit heftigen Ausschlägen nach oben und unten verbunden. Dies macht Händlern wie Produzenten das Leben schwer. Zwar können sich Ex- und Importeure gegen Wechselkursschwankungen mit Termingeschäften absichern, aber dies hilft nur für ein paar Monate. Investitionen in Sachkapital können gar nicht gegen Wechselkursschwankungen abgesichert werden. Und: Kurz- wie mittelfristige Prognosen der Wechselkursentwicklung „sind unmöglich“, so Priewe. Unter den zahlreichen ökonomischen Erklärungsansätzen für Währungsschwankungen sei keiner, der verlässliche Vorhersagen erlaubt. Der wichtigste Faktor, der Wechselkurse bestimmt, ist Spekulation, und die sei nicht vorhersehbar. Umso erstaunlicher findet der Wirtschaftsprofessor, dass es beiderseits des Atlantiks tabu sei, am Dogma freier Wechselkurse zu rühren.

Dabei wäre eine Stabilisierung des Euro-Dollar-Kurses nach seiner Analyse das effektivste Mittel, um das Wachstum von Güter- und Investitionsströmen anzuregen. Dazu bräuchte kein exakter, für alle Zeiten gültiger Umtauschkurs festgeschrieben zu werden. Priewe schlägt stattdessen eine Bandbreite vor, innerhalb derer der Wechselkurs schwanken kann: einen Richtwert, der um maximal 10 Prozent unter- oder überschritten werden dürfte. Wenn der Kurs aus dem Korridor auszubrechen droht, müssten europäische und amerikanische Zentralbank gemeinsam intervenieren, erläutert Priewe. Gegen ein koordiniertes Vorgehen der beiden führenden Zentralbanken wären nach seiner Einschätzung auch Devisenspekulanten machtlos.

  • Währungsschwankungen behindern den transatlantischen Handel stärker als Zölle. Zur Grafik

Jan Priewe: Transatlantic Trade Partnership versus Transatlantic Currency Cooperation, in: Thomas Palley, Gustav Horn (Hrsg.): Restoring Shared Prosperity (pdf), Dezember 2013

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