Forschungsprojekt: International Framework Agreements

: Ein Instrument der Mehr-Ebenen-Governance auf dem Prüfstand

Projektziel

Unter den Bedingungen globalen Wettbewerbs geraten Gewerkschaften, die ihre Mitglieder lokal organisieren müssen, in einen Teufelskreis, der aus Gewerkschaftssicht nur durch transnationale Solidarität durchbrochen werden kann. Können globale Gewerkschaften mit Framework Agreements den transnationalen sozialen Dialog fördern und Raum für Solidarität und die Bildung lokaler Gewerkschaften schaffen?

Veröffentlichungen

Helfen, Markus, Elke Schüßler und Sebastian Botzem, 2015. Legitimation Strategies of Corporate Elites in the Field of Labor Regulation: Changing Responses to Global Framework Agreements, In: Glenn Morgan, Paul Hirsch und Sigrid Quack (Hrsg.), Elites on Trial, Bingley : Emerald Group Publishing Limited, S. 243-268.

Fichter, Michael und Jamie K. McCallum, 2015. Implementing global framework agreements: the limits of social partnership, Global Networks, 51(1), S. 65-85.

Sydow, Jörg, 2014. Implementation of Global Framework Agreements towards a multi-organizational practice perspective, European Review of Labour and Research, 20(04/2014), S. 489-503.

Fichter, Michael, 2013. Globale Gewerkschaftsarbeit: Organisatorische und handlungspolitische Ansätze, In: Stefan Rüb, Torsten Müller (Hrsg.), Arbeitsbeziehungen im Prozess der Globalisierung und Europäischen Integration, 13. Band, Baden-Baden: Nomos, S. 67-80.

Helfen, Markus und Michael Fichter, 2013. Building Transnational Union Networks across Global Production Networks: Conceptualising a New Arena of Labour-Management Relations, British Journal of Industrial Relations, 51(3), S. 553-573.

Fichter, Michael und Dimitris Stevis, 2013. Global Framework Agreements in the USA: An Assessment of their Implementation and Impact, Berlin, 5 Seiten.

Fichter, Michael und Dimitris Stevis, 2013. Global Framework Agreements in a Union-Hostile Environment: The Case of the USA, Berlin, 48 Seiten.

Helfen, Markus und Jörg Sydow, 2013. Negotiating as Institutional Work: The Case of Labour Standards and International Framework Agreements, Organization Studies, 34(8), S. 1073-1098.

Fichter, Michael, 2013. Modelling a Global Union Strategy. The Arena of Global Production Networks, Global Framework Agreements and Trade Union Networks, Global Labour Column 123, Berlin: Global Labour University , 2 Seiten.

Fichter, Michael, Markus Helfen und Katharina Schiederig, 2012. Si può organizzare la solidarietà internazionale a livello aziendale?. La prospettiva degli International Framework Agreements (Ifa), Sociologica, 123(3), S. 97-114.

Fichter, Michael, Markus Helfen und Jörg Sydow, 2012. Employment relations in global production networks: Initiating transfer of practices via union involvement, Human Relations, 64(4), S. 599-624.

Fichter, Michael, 2012. Exporting Labor Relations across the Atlantic? Insights on Labor Relations Policies of German Corporations in the U.S, Journal of Labor and Society, 14(2), S. 129-143.

Fichter, Michael, Markus Helfen und Jörg Sydow, 2012. Ensuring Core Labor Standards through International Framework Agreements?, Perspectives on Work, 15(1), S. 23-25.

Fichter, Michael und Jörg Sydow, 2012. Organization and Regulation of Employment Relations in Transnational Supply and Production Networks: Ensuring Core Labor Standards through International Framework Agreements?, Berlin , 15 Seiten.

Helfen, Markus, Michael Fichter und Jörg Sydow, 2012. Anfänge einer Institutionalisierung grenzüberschreitender Arbeitsbeziehungen?. Zur Paradoxie der Internationalen Rahmenabkommen im globalen Dienstleistungssektor, Industrielle Beziehungen, 19(3/2012), S. 290-313.

Arruda, Lilian, 2012. Análises e propostas: International Framework Agreements - a powerful tool for ensuring Core Labor Standards in a globalized world?, Insights from Brazil, Berlin; Sao Paulo: Friedrich-Ebert-Stiftung, 43 Seiten.

Fichter, Michael, 2012. Arbeitsbeziehungen globalisieren: Mit Rahmenabkommen auf Kurs gebracht?, Berlin , 6 Seiten.

Fichter, Michael, 2012. Globalising Labour Relations: On Track with Framework Agreements?, Berlin, 10 Seiten.

Arruda, Lilian, 2012. Análises e propostas. Acordo Marco Internacional - uma ferramenta para garantir os direitos fundamentais no trabalho em um mundo globalizado?, Berlin; Sao Paulo: Friedrich-Ebert-Stiftung, 43 Seiten.

Fichter, Michael, 2012. Acordos Marco Globais: Organizando as relações de trabalho globalizadas?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, 6 Seiten.

Fichter, Michael, Dimitris Stevis und Markus Helfen, 2012. Bargaining for corporate responsibility: The global and the local of framework agreements in the USA, Business and Politics, 14(3/2012), S. 1-31.

Stevis, Dimitris und Michael Fichter, 2012. International Framework Agreements in the United States: Escaping, Projecting or Globalizing Social Dialogues?, Comparative Labor Law & Policy Journal, 33(04/2012), S. 667-690.

Fichter, Michael, Markus Helfen und Jörg Sydow, 2011. Regulating Labor Relations in Global Production Networks: Insights on International Framework Agreements, Internationale Politik und Gesellschaft, 2/2011, S. 69-86.

Fichter, Michael und Markus Helfen, 2011. Going Local with Global Policies: Implementing International Framework Agreements in Brazil and the United States, In: Konstantinos Papadakis (Hrsg.), Shaping Global Industrial Relations. The impact of International Framework Agreements, Basingstoke: Palgrave Macmillan, S. 85-115.

Fichter, Michael, Markus Helfen und Katharina Schiederig, 2011. Kann transnationale Solidarität auf Konzernebene organisiert werden?. Der Ansatz der internationalen Rahmenabkommen, In: Frank Gerlach u.a. (Hrsg.), Solidarität über Grenzen: Gewerkschaften vor neuer Standortkonkurrenz. Solidarität über Grenzen: Gewerkschaften vor neuer Standortkonkurrenz, Berlin: edition sigma, S. 75-93.

Stevis, Dimitris und Michael Fichter, 2011. Global Framework Agreements: Looking Inwards, Outwards and Onwards, Journal of the International Centre for Trade Union Rights, 18(2), S. 16-17.

Weitere Informationen

Fichter, Michael: Globalizing Labor Relations across the Atlantic?
http://www.aicgs.org/site/wp-content/uploads/2011/11/fichter2010.pdf

Helfen, Markus; Sydow, Jörg: Negotiating as Institutional Work:
http://oss.sagepub.com/content/34/8/1073.abstract

Fichter, Michael: Globale Rahmenvereinbarungen als Baustein einer internationalen
http://www.gegenblende.de/23-2013/++co++78dd63ee-2b5b-11e3-a712-52540066f352

Projektbeschreibung

Kontext

Unter den Bedingungen einer globalen Wettbewerbsordnung sowie einer arbeitspolitischen Fragmentierung und Heterogenisierung von Arbeitnehmerinteressen zwischen verschiedenen Ländern stellt sich den Gewerkschaften die Frage, wie eine Interessenaggregation organisiert sein muss, die die Bedingungen für eine transnationale Solidarität über verschiedene Ebenen hinweg schaffen kann. Auf transnationaler Ebene wollten Gewerkschaften traditionell überwiegend mit Hilfe der Politik Arbeitsstandards durchsetzen. Framework Agreements (IFAs) stellen in diesem Zusammenhang hingegen ein vergleichsweise neues Instrument dar, welches mit einer strategischen Ausrichtung auf transnationale Unternehmen einhergeht. Dies kann auch ein Schritt zur Eröffnung einer weiteren, globalen Arena von konfliktpartnerschaftlichen Arbeitsbeziehungen sein. IFA sind damit neben gewerkschaftlichen Netzwerken oder Weltbetriebsräten als ein weiteres Instrument konzernbezogener globaler Gewerkschaftspolitik zu verstehen.

Fragestellung

Insgesamt stellt sich die Frage, ob IFAs als ein wirkungsvolles Instrument für die Global Governance, insbesondere für die Organisation der sozialen Verantwortung in grenzüberschreitenden Wertschöpfungsketten, betrachtet werden können. In diesem Kontext, der nicht nur die Praxis-Dimension umfasst, sondern auch eine hohe Relevanz für aktuelle Diskurse in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen hat, fragen wir zum einen nach der Motivation von Management und Arbeitnehmervertretung, IFAs abzuschließen und in ihre Praxis zu integrieren. Wichtiger noch, welche Bedingungen in und außerhalb der transnationalen Unternehmen und der von ihnen organisierten Wertschöpfungsprozesse fördern oder behindern die Implementierung von IFAs? Wie geht das Management mit der Anwendung des IFAs in den Niederlassungen um, sind die Zulieferfirmen eingebunden, welche Rolle und welche Möglichkeiten haben Gewerkschaften und Arbeitnehmerinnen, die Implementierung zu beeinflussen?

Untersuchungsmethoden

Zum Abschluss der empirischen Arbeiten konnten 14 Fallstudien in IFA-Unternehmen durchgeführt sowie Informationsgespräche mit Führungskräften von 4 Kontrollunternehmen geführt werden. Insgesamt sind ca. 150 Interviews mit beteiligten Personen und Experten in Europa und in den vier Untersuchungsländern durchgeführt worden. Mit diesem qualitativen Forschungsdesign haben wir dem "IFA-Prozess" Rechnung getragen, vor allem weil wir mit der Erforschung der Implementation Neuland betreten haben. So konnten wir die Multi-Kontextualität (mehrere Ebenen und mehrfache horizontale institutionelle Distanzen) des Themas einfangen und auch die Prozesshaftigkeit, insbesondere in den Interaktionen zwischen den Akteuren, abbilden. Dennoch gestattet unser qualitatives Fallstudien-Design Vergleiche zwischen einzelnen Grundmerkmalen wie Sektor (definiert über die Organisationsbereiche der GUFs), Herkunft des Unternehmens (europäische Unternehmen) und Standortländern (Brasilien, Indien, Türkei, USA).

Darstellung der Ergebnisse

- In allen vier Ländern unserer Fallstudienuntersuchung waren IFAs in den Konzern-Niederlassungen und bei den Gewerkschaften vor Ort weithin unbekannt. Wenn sie bekannt waren, fehlte den Akteuren nicht selten ein Verständnis dafür, wie sie in ihrem Kontext Anwendung finden könnten.

- Dennoch haben wir etliche Fälle einer erfolgreichen - zuweilen auch innovativen - Nutzung eines IFA gefunden. Aus diesen Ergebnissen leiten wir vier Thesen ab:

1. Organisationsspezifisches Handeln wiegt schwerer als der lokale und globale institutionelle Kontext.

2. Ein effektives proaktives Handeln der beteiligten Organisationen ist möglich, wenn Implementierungsverfahren, einschließlich der Ressourcenfrage, in Verhandlungen stärker berücksichtigt werden; derzeit überwiegt eher ein reaktives Handeln.

3. Eine partizipative Implementierung stellt im Sinne einer bi- bzw. multi-lateraler Aushandlung in Mehr-Ebenen Systemen und aus einer Perspektive einer Multi-Organisations-Praxis einen Erfolg versprechenden Ansatz dar.

4. IFAs sind ein wesentlicher gleichwohl nicht hinreichender Schritt zur Schaffung einer Arena der globalen Arbeitsbeziehungen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Michael Fichter
Freie Universität Berlin Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft

Prof. Dr. Jörg Sydow
Freie Universität Berlin Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
Management Department

Bearbeitung

Dr. Markus Helfen
Hertie School of Governance
HuLog project

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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