Projektbeschreibung
Kontext
Mehr als eine Million Flüchtlinge sind im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen. Gelingt es, einen großen Teil der Flüchtlinge in Arbeit und Ausbildung zu integrieren, kann sich die derzeitige Zuwanderung vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung als Chance erweisen, misslingt hingegen die Integration in die Arbeitswelt in hohem Maße oder wird dies so wahrgenommen, dann sind ökonomische Belastungen, soziale Spannungen und politische Risiken wie ein weiteres Erstarken von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus wahrscheinlich. Der Prozess der Integration der Flüchtlinge in die Arbeitswelt muss deshalb als eine der wichtigen Fragen der weiteren Entwicklung von Wohlfahrtsstaat, Sozial- und Erwerbsstrukturen sowie von Arbeitnehmersolidarität und Mitbestimmung und der Bildung für die und in der Arbeitswelt verstanden werden.
Fragestellung
Da die Integration in Arbeit und Betrieb zentral für eine dauerhafte, für die Flüchtlinge wie die Gesellschaft erfolgreiche Integration ist, längere Zeiträume fehlender betrieblicher Integration jedoch langfristige Probleme der Integration in die Arbeitswelt begünstigen, sind frühzeitige Integrationsmaßnahmen der Unternehmen von großer Bedeutung. Das Projekt untersuchte deshalb bereits ergriffene und geplante Maßnahmen zur Integration von Flüchtlingen in Großbetrieben und welche Rolle Personalmanagement, Arbeitnehmervertretungen sowie Belegschaften bei deren Umsetzung spielen. Chancen und Risiken, die sich einerseits aus der betrieblichen Nachfrage nach Arbeitskräften, andererseits aus vorhandenen oder fehlenden Qualifikationen, Fähigkeiten und extra-funktionalen Kompetenzen der Flüchtlinge ergeben, waren ebenso Gegenstand der Untersuchung wie die Frage, inwiefern sich Mitbestimmung und Arbeitnehmersolidarität positiv auf die Integration von Flüchtlingen in der Arbeitswelt auswirken.
Untersuchungsmethoden
Den Kern des Projektes bilden zwölf Fallstudien von Integrationsmaßnahmen in Großorganisationen, die auf leitfadengestützten Experteninterviews mit verantwortlichen Personalmanagern, etwa Arbeitsdirektoren oder deren Mitarbeiter/inne/n, oder Betriebsräten sowie der Analyse von Unternehmensdokumenten basieren. Insgesamt wurden 16 Interviews mit 22 Personen geführt und zwei schriftliche Stellungnahmen eingeholt. Da davon ausgegangen wird, dass Integrationsprozesse mittel- und langfristig dann gelingen, wenn sich die berufliche Integration von Flüchtlingen nicht ausschließlich auf Unternehmen konzentriert, die prekäre Tätigkeiten im Bereich gering qualifizierter Arbeit anbieten, wurden Unternehmen ausgewählt, die auch Zugangswege zu dauerhafter und qualifizierter Arbeit eröffnen. Ausgewählt wurden Großunternehmen verschiedener Branchen (Metall-, Stahl- und Chemieindustrie und Dienstleistungen), in unterschiedlicher wirtschaftlicher Lage und mit unterschiedlichem Arbeitskräftebedarf.
Darstellung der Ergebnisse
In allen untersuchten Organisationen ist die Integration von Flüchtlingen ein wichtiges Thema. Fördermaßnahmen zielen auf gesellschaftliche Integration (z.B. Spendenaktionen, Freistellung für Ehrenamt) sowie die Integration in das eigene Unternehmen oder den Arbeitsmarkt generell. Es dominieren Angebote, die der beruflichen Orientierung und dem Spracherwerb der Flüchtlinge dienen und auf eine Berufsausbildung vorbereiten. Manche Unternehmen stellen zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung, mitunter werden Flüchtlinge auch ohne besondere Fördermaßnahmen beschäftigt. Management, Betriebsrat und meist die Bundesagentur für Arbeit arbeiten hinsichtlich der Integrationsmaßnahmen meist kooperativ zusammen, gewissermaßen eine Art "Flüchtlingskorporatismus". Die Studie spricht für einen förderlichen Einfluss der betrieblichen wie der Unternehmensmitbestimmung auf die Integrationsaktivitäten der Unternehmen sowie die Akzeptanz bei den Belegschaften. Allerdings handelt es sich bislang um eine sehr überschaubare Zahl an Förderplätzen, eine verstärkte Kooperation von großen Organisationen mit KMU könnte dazu beitragen, die Fördermaßnahmen in die Fläche zu bringen.