Projektbeschreibung
Kontext
In den letzten Jahren sind vor dem Hintergrund des Wandels der Erwerbsarbeit die Anforderungen an betriebliche Interessenvertretungen stetig gestiegen. Besondere Herausforderungen stellen etwa Globalisierung, Kostendruck und Entnormalisierung bzw. Flexibilisierung der Arbeit im Hinblick auf Arbeitsorganisation, Arbeitszeiten und Beschäftigungsverhältnisse dar. Um diesen vielfältigen Herausforderungen gerecht werden zu können, müssen sich Interessenvertretungsmitglieder viel Wissen aneignen. Die Mitglieder der Betriebs- und Personalräte können den Erwartungen nur durch eine immer größere Wissensakkumulation entsprechen. Angesichts dessen stellen das durch langjährige Erfahrung gewonnene Expertenwissen und die Fähigkeiten der aus Altersgründen ausscheidenden Interessenvertretungsmitglieder eine wertvolle Ressource dar.
Fragestellung
Was aber passiert mit dem Expertenwissen, wenn langjährige Interessenvertretungsmitglieder das Gremium verlassen? Da Wissen grundsätzlich an Personen gebunden ist, droht der Verlust dieses Wissens. Die Herausforderung, die sich mit Blick auf die älteren Betriebs- und Personalratsmitglieder ergibt, besteht darin, ihr Wissen und ihre Erfahrung für die nachfolgenden Interessenvertretungsgenerationen im Betrieb zu erhalten und zu sichern. Bislang findet ein organisierter Wissenstransfer von älteren zu jüngeren Interessenvertretungsmitgliedern allerdings kaum statt.
Die Studie "Wissenstransfer von ausscheidenden Interessenvertretungsmitgliedern" setzte hier an und untersuchte, was mit dem Wissen von Betriebs- und Personalratsmitgliedern passiert, wenn sie die Interessenvertretung verlassen und wie dieses Wissen durch Wissenstransferprozesse erhalten und weiterhin genutzt werden kann.
Untersuchungsmethoden
Das Forschungsprojekt entspricht einem Mixed-Methods-Ansatz, weshalb sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungsmethoden eingesetzt wurden. Zunächst wurde eine qualitative Vorstudie durchgeführt, in deren Rahmen qualitative Interviews mit Betriebs- und Personalratsmitgliedern geführt wurden. Dazu wurden Experteninterviews mit insgesamt 35 Betriebs- und Personalratsmitgliedern und zusätzlich drei in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätigen Personen geführt.
Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Interviews wurde ein Fragebogen für eine quantitative Befragung entwickelt. Bei der Befragung handelt es sich um eine Internetbefragung, bei der die teilnehmenden Gewerkschaften (IG BCE, IG Metall und ver.di) über ihre E-Mail Verteiler ein Anschreiben an ihre Mitglieder versendet haben.
Darstellung der Ergebnisse
Ein besonders wichtiger Kanal des Wissenstransfers innerhalb des Gremiums ist die Suche nach einem Nachfolger für den Vorsitzenden.
Das allerdings die Suche nach einem geeigneten Nachfolger so wichtig ist, liegt an der Sichtweise "Wissen ist Macht". Diese allgemeine Barriere des Wissenstransfers hat im politischen Milieu der Interessenvertretung eine nochmal stärkere Bedeutung.
Ein zentrales Ergebnis dieser Studie ist, dass durch einen partizipativen Führungsstil Motivation und Teamfähigkeit gestärkt und so eventuell die Handlungslogiken verändert werden können.
Dabei unterscheiden sich die Barrieren des Wissenstransfers durchaus auch und vor allem nach der Gremiengröße.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Generationenkonflikte weder im Speziellen noch in der Breite wirklich festgestellt werden.
Daneben existieren auch einige relativ einfach anzuwendende Wissenstransferinstitutionen, wie beispielsweise eine formale Bildungsplanung, Anforderungsprofile für Posten im Gremium oder auch Einarbeitung neuer Betriebsräte. Auch werden bereits ausgeschieden Betriebsräte nicht mehr als Wissensquellen wahrgenommen und genutzt.