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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Kürzer ist gesünder

Ausgabe 04/2017

Die 35-Stunden-Woche hat sich positiv auf die Gesundheit von Beschäftigten ausgewirkt.

Wer weniger arbeitet, lebt gesünder. Das gilt zumindest für eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche, wie eine Studie von Inés Berniell vom Europäischen Hochschulinstitut und Jan Bietenbeck von der Universität Lund zeigt. Die Wissenschaftler haben analysiert, wie sich die Verkürzung der Wochenarbeitszeit in Frankreich von 39 auf 35 Stunden bei gleicher Bezahlung auf die Gesundheit der Beschäftigten ausgewirkt hat. Dazu haben sie Gesundheitsdaten von männlichen Arbeitnehmern zwischen 1998 und 2002 verglichen – in einer der untersuchten Gruppe hatte sich die tatsächliche Arbeitszeit in diesem Zeitraum reduziert, bei einer Vergleichsgruppe betrug die Wochenarbeitszeit weiterhin 39 Stunden. Die französische Arbeitszeitreform war 1998 beschlossen und anschließend schrittweise umgesetzt worden, allerdings waren bis 2002 längst nicht alle Firmen zur 35-Stunden-Woche übergegangen.

Diejenigen, die von der Reform profitierten, schätzten ihr Wohlbefinden auf einer Skala von 0 bis 10 um 0,2 Punkte besser ein. Außerdem verringerte sich bei ihnen der Anteil der Raucher um rund sechs Prozentpunkte. Auffällig ist, dass Arbeiter deutlich mehr profitierten als Angestellte, zudem war der positive Effekt bei älteren Beschäftigten größer als bei jüngeren. „Die Gesundheit von Beschäftigten verbessert sich, wenn diese ihre Arbeitszeit verkürzen“, konstatieren Berniell und Bietenbeck. Sie vermuten, dass sich die Menschen in ihrer Freizeit eher Aktivitäten widmen, die der Gesundheit förderlich sind. Gleichzeitig verringert sich die Belastung, die das Arbeitsleben mit sich bringt. Das könnte auch erklären, warum die Menschen weniger rauchen: Wer weniger Stress hat, greift seltener zur Zigarette.

Maria Inés Berniell, Jan Bietenbeck: The Effect of Working Hours on Health (pdf), IZA Discussion Paper No. 10524, Januar 2017

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